Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Juni 2013)
 
Ein Tag wie jeder andere
 

   Die Pegel sinken, die Temperaturen steigen. Die Kosten auch. Endlich. Es ist Wahlkampfzeit. Eine Frau steht ihren Mann. Ein Arbeitstag mit Angela Merkel.

   5.30 Uhr. Der windkraftbetriebene Wecker klingelt. Gott sei Dank. Merkel hat schlecht geträumt. Von Gerhard Schröder, wie er als geisternder Deichgraf in roten Badeshorts zurückkehrt und auf einem Schimmel gen Osten reitend die SPD vor den Fluten rettet. Ehemann Joachim zieht sich die Decke über den Kopf. Merkel überzeugt ihn mit rhetorischen Handkantenschlägen von der Alternativlosigkeit zum Wachwerden.



   6.00 Uhr. Steffen Seibert hat schon das Frühstück zubereitet (Pfefferminztee und Königsberger Klopse) und Merkels Beauty-Case gepackt. Während die Kanzlerin in einen fliederfarbenen Blazer (drei Knöpfe) schlüpft, stürzt in den Vorgarten eine unbemannte Drohne und tötet alle Gartenzwerge.

   7.30 Uhr. Merkel liest aus der Presse über die Schieflage der Nation, die Frisurentrends von Udo Walz und ihr Horoskop, in dem ihr Handlungsunfähigkeit attestiert wird. Als Krebs ist sie verletzt und schlüpft in einen lachsfarbenen Blazer (vier Knöpfe).

   9.00 Uhr. Zeit für die tägliche Videobotschaft. Merkel verspricht in einem brombeerfarbenen Blazer horrende Steuersenkungen gegen die Flut sowie Mietpreisbremsen für ältere Mütter. Nach der dreistündigen Ansprache ist Merkel total erschöpft und zieht sich erst mal um.

   12.01 Uhr. Merkel hört Nachrichten. Eine Blitzumfrage ergibt, dass die Kanzlerin bei der Beliebtheit uneinholbar vorne liegt. Peer Steinbrück entschuldigt sich bei seinem neuen Sprecher für einen der üblichen Patzer. Die Türkei will nun doch nicht der EU beitreten. In Sachsen-Anhalt sind Sandsäcke und pastellfarbene Blazer ausverkauft. Alles wird gut.

   14.27 Uhr. Büroleiterin Baumann flüstert ihr im Bundestag zu, dass Thomas de Maizière vor dem Untersuchungsausschuss muss. Die Kanzlerin kondoliert und verspricht dem Verteidigungsministerium finanzielle Unterstützung bei der Beseitigung der Flutschäden.

   16.30 Uhr. Die Kanzlerin rast zu einer Deichbesichtigung, verfährt sich allerdings. Händeschütteln. Zuhören. Ergriffen posiert sich  Merkel in einem macaronifarbenen Blazer (fünf Knöpfe) auf Sandbergen neben einem verweinten Bundespräsidenten. Überall werden die Folgen einer zerstörerischen Kraft sichtbar. Noch bevor Merkel den anwesenden Opfern und Kameras weitere Rentenerhöhungen verspricht, erfährt sie, dass es sich bei dieser Katastrophe um die Grundsteinlegung für das Berliner Schloss handelt.



  20.15 Uhr. Bei der Rede vor der Allianz deutscher Blazerproduzenten entblössen vier Frauen, sogenannte Femen, ihre Brüste. Die Kanzlerin verspricht daher einen höheren Kinderfreibetrag.

   23.13 Uhr. Nach den langweiligen "Tagesthemen" mit Ingo Zamperoni ist die Kanzlerin im Büro eingenickt. Im Beauty-Case klingelt das Handy. Washington. Oder Joachim, der mit dem Abendessen wartet. Schade.

 

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