Die Pegel sinken, die Temperaturen
steigen. Die Kosten auch. Endlich. Es ist Wahlkampfzeit. Eine
Frau steht ihren Mann. Ein Arbeitstag mit Angela Merkel.
5.30
Uhr. Der windkraftbetriebene Wecker klingelt. Gott sei Dank.
Merkel hat schlecht geträumt. Von Gerhard Schröder, wie er als
geisternder Deichgraf in roten Badeshorts zurückkehrt und auf
einem Schimmel gen Osten reitend die SPD vor den Fluten rettet.
Ehemann Joachim zieht sich die Decke über den Kopf. Merkel überzeugt
ihn mit rhetorischen Handkantenschlägen von der Alternativlosigkeit
zum Wachwerden.

6.00
Uhr. Steffen Seibert hat schon das Frühstück zubereitet (Pfefferminztee
und Königsberger Klopse) und Merkels Beauty-Case gepackt. Während
die Kanzlerin in einen fliederfarbenen Blazer (drei Knöpfe)
schlüpft, stürzt in den Vorgarten eine unbemannte Drohne und
tötet alle Gartenzwerge.
7.30 Uhr.
Merkel liest aus der Presse über die Schieflage der Nation,
die Frisurentrends von Udo Walz und ihr Horoskop, in dem ihr
Handlungsunfähigkeit attestiert wird. Als Krebs ist sie verletzt
und schlüpft in einen lachsfarbenen Blazer (vier Knöpfe).
9.00
Uhr. Zeit für die tägliche Videobotschaft. Merkel verspricht
in einem brombeerfarbenen Blazer horrende Steuersenkungen gegen
die Flut sowie Mietpreisbremsen für ältere Mütter. Nach der
dreistündigen Ansprache ist Merkel total erschöpft und zieht
sich erst mal um.
12.01 Uhr. Merkel
hört Nachrichten. Eine Blitzumfrage ergibt, dass die Kanzlerin
bei der Beliebtheit uneinholbar vorne liegt. Peer Steinbrück
entschuldigt sich bei seinem neuen Sprecher für einen der üblichen
Patzer. Die Türkei will nun doch nicht der EU beitreten. In
Sachsen-Anhalt sind Sandsäcke und pastellfarbene Blazer ausverkauft.
Alles wird gut.
14.27 Uhr. Büroleiterin
Baumann flüstert ihr im Bundestag zu, dass Thomas de Maizière
vor dem Untersuchungsausschuss muss. Die Kanzlerin kondoliert
und verspricht dem Verteidigungsministerium finanzielle Unterstützung
bei der Beseitigung der Flutschäden.
16.30
Uhr. Die Kanzlerin rast zu einer Deichbesichtigung, verfährt
sich allerdings. Händeschütteln. Zuhören. Ergriffen posiert
sich Merkel in einem macaronifarbenen Blazer (fünf Knöpfe)
auf Sandbergen neben einem verweinten Bundespräsidenten. Überall
werden die Folgen einer zerstörerischen Kraft sichtbar. Noch
bevor Merkel den anwesenden Opfern und Kameras weitere Rentenerhöhungen
verspricht, erfährt sie, dass es sich bei dieser Katastrophe
um die Grundsteinlegung für das Berliner Schloss handelt.

20.15 Uhr. Bei der Rede vor der Allianz deutscher
Blazerproduzenten entblössen vier Frauen, sogenannte Femen,
ihre Brüste. Die Kanzlerin verspricht daher einen höheren Kinderfreibetrag.
23.13
Uhr. Nach den langweiligen "Tagesthemen" mit Ingo
Zamperoni ist die Kanzlerin im Büro eingenickt. Im Beauty-Case
klingelt das Handy. Washington. Oder Joachim, der mit dem Abendessen
wartet. Schade.
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