Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (09. Juni 2013)
 
"Tagesschau" aus Pjöngjang
 

   Kaum vom Pfingsturlaub genesen, ist der deutsche Arbeitsnehmer gedanklich bereits in den Sommerferien.

   Warum in die Nähe schweifen, wenn das Gute liegt so fern? Warum nicht mal die faden Pfade des Massentourismus und Jetsets verlassen und nach Nordkorea wandern? Vom Bürgerzentrum in Waiblingen nach Pjöngjang sind es etwas mehr als 8000 Kilometer, hat der Wanderwart unserer Reiseredaktion errechnet. Luftlinie. Bei der Distanz macht jede Mittelstreckenrakete schlapp, die packt man nur zu Fuss. Aber die Marschrichtung ist ohnehin klat in diesem Jahr, in dem der Schwäbische Albverein 125 Jahre alt wird. Wenn schon Pjöngjang, dann in Stiefeln.



   In 125 Jahren kann man ganz schön herumkommen. Bei einer Tagesleistung von 25 Kilometern, hat unser Wanderwart ebenfalls ausgerechnet, bringt man es in 125 Jahren auf 1,14 Millionen Kilometer. Das entspricht rund 140-mal der Entfernung zwischen dem Bürgerzentrum Waiblingen und Pjöngjang. Aber dazu später.

   Aus einem Gipfelgespräch mit schwäbischen Wandervögeln war diese Woche in der Zeitung Folgendes zu erfahren: Junge Leute wandern gern. Aber sie tun es nicht so gern mit älteren. Interessant ist, dass vor allem Ältere zu neuzeitlichen Helfern wie Wander-Navis greifen. Vermutlich wollen sie damit sich und der Welt beweisen, dass sie sich auf der Höhe der Zeit bewegen.

   Junge Menschen mögen es pur. Sie halten sich an Landkarten und orientieren sich in Gottes freier Natur an Sonne, Mond, Sterne, am Moosbefall der Baumrinde und fragen auch mal einen Borkenkäfer nach dem rechten Weg. Neu ist die Erkenntnis nicht. Schon Hänsel und Gretel haben sich einfachster Hilfsmittel bedient (Kieselsteine, Brotkrumen), um heraus aus dem Wald zu finden.



   Doch wir kommen vom Weg ab, verlieren das Bürgerzentrum von Waiblingen aus dem Blick. Dort war diese Woche der ZDF-Moderator Claus Kleber, 57, bei einer Sparkassen-Veranstaltung zu Gast. Über die "Tagesschau" der ARD hat der renommierte TV-Journalist (2008: Politikjournalist des Jahres, 2010: Krawattenmann des Jahres) einen schönen Satz gesagt: "Das trockene Nachrichtenablesen gibt es heutzutage nur noch um 20 Uhr und im koreanischen Fernsehen."

   Ich freu mich wahnsinnig auf Pjöngjang. Bin gespannt, wie das auf Koreanisch klingt: "Hier ist das erste nordkoreanische Fernsehen mit der 'Tagesschau'." Allerdings sind die Nachrichten in Nordkorea auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wikipedia schreibt: "In letzter Zeit wurde eine Auflockerung des Sendeformats im Sinne einer Annäherung an den Stil westlicher Nachrichtensendungen beobachtet." Auf einem Monitor würden Texte, Bilder und Grafiken eingeblendet. Auch unterhalte sich der Moderator mit Korrespondenten. Und: "Weibliche Nachrichtensprecherinnen treten nicht mehr wie sonst in der Koreanischen Tracht, sondern westlich gekleidet auf." Hört sich fast nach ZDF-"Heute Journal" an.

 

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