Kaum vom Pfingsturlaub genesen,
ist der deutsche Arbeitsnehmer gedanklich bereits in den Sommerferien.
Warum
in die Nähe schweifen, wenn das Gute liegt so fern? Warum nicht
mal die faden Pfade des Massentourismus und Jetsets verlassen
und nach Nordkorea wandern? Vom Bürgerzentrum in Waiblingen
nach Pjöngjang sind es etwas mehr als 8000 Kilometer, hat der
Wanderwart unserer Reiseredaktion errechnet. Luftlinie. Bei
der Distanz macht jede Mittelstreckenrakete schlapp, die packt
man nur zu Fuss. Aber die Marschrichtung ist ohnehin klat in
diesem Jahr, in dem der Schwäbische Albverein 125 Jahre alt
wird. Wenn schon Pjöngjang, dann in Stiefeln.

In
125 Jahren kann man ganz schön herumkommen. Bei einer Tagesleistung
von 25 Kilometern, hat unser Wanderwart ebenfalls ausgerechnet,
bringt man es in 125 Jahren auf 1,14 Millionen Kilometer. Das
entspricht rund 140-mal der Entfernung zwischen dem Bürgerzentrum
Waiblingen und Pjöngjang. Aber dazu später.
Aus
einem Gipfelgespräch mit schwäbischen Wandervögeln war diese
Woche in der Zeitung Folgendes zu erfahren: Junge Leute wandern
gern. Aber sie tun es nicht so gern mit älteren. Interessant
ist, dass vor allem Ältere zu neuzeitlichen Helfern wie Wander-Navis
greifen. Vermutlich wollen sie damit sich und der Welt beweisen,
dass sie sich auf der Höhe der Zeit bewegen.
Junge
Menschen mögen es pur. Sie halten sich an Landkarten und orientieren
sich in Gottes freier Natur an Sonne, Mond, Sterne, am Moosbefall
der Baumrinde und fragen auch mal einen Borkenkäfer nach dem
rechten Weg. Neu ist die Erkenntnis nicht. Schon Hänsel und
Gretel haben sich einfachster Hilfsmittel bedient (Kieselsteine,
Brotkrumen), um heraus aus dem Wald zu finden.

Doch
wir kommen vom Weg ab, verlieren das Bürgerzentrum von Waiblingen
aus dem Blick. Dort war diese Woche der ZDF-Moderator Claus
Kleber, 57, bei einer Sparkassen-Veranstaltung zu Gast. Über
die "Tagesschau" der ARD hat der renommierte TV-Journalist
(2008: Politikjournalist des Jahres, 2010: Krawattenmann des
Jahres) einen schönen Satz gesagt: "Das trockene Nachrichtenablesen
gibt es heutzutage nur noch um 20 Uhr und im koreanischen Fernsehen."
Ich
freu mich wahnsinnig auf Pjöngjang. Bin gespannt, wie das auf
Koreanisch klingt: "Hier ist das erste nordkoreanische
Fernsehen mit der 'Tagesschau'." Allerdings sind die Nachrichten
in Nordkorea auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wikipedia
schreibt: "In letzter Zeit wurde eine Auflockerung des
Sendeformats im Sinne einer Annäherung an den Stil westlicher
Nachrichtensendungen beobachtet." Auf einem Monitor würden
Texte, Bilder und Grafiken eingeblendet. Auch unterhalte sich
der Moderator mit Korrespondenten. Und: "Weibliche Nachrichtensprecherinnen
treten nicht mehr wie sonst in der Koreanischen Tracht, sondern
westlich gekleidet auf." Hört sich fast nach ZDF-"Heute
Journal" an.
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