Das kam dann doch etwas
unerwartet, aber wir haben es schwarz auf weiss. Deutschland
ist das beliebteste Land der Welt. Sagt die BBC. Unglaublich.
Dabei hat Mutti doch kürzlich allen das Taschengeld gestrichen,
kommt es im Ausland zu wütenden Demonstrationen, wenn die eiserne
Kanzlerin zu Besuch ist. Die Griechen kennen Angela Merkel vermutlich
inzwischen nur noch mit Hitlerbärtchen und Reitpeitsche.
Zur
Wahl standen 22 Länder, darunter Publikumslieblinge wie wie
Iran, Pakistan, China oder Nordkorea. Und die EU. Letzter sollte
man da nicht werden. Aber warum gleich die Nummer 1? Am deutschen
Humor kann es nicht gelegen haben. Der gilt, falls überhaupt
vorhanden, im Ausland noch immer als ausbaufähig. Genau wie
die Küche. Die Horden aus dem Ruhpott, die ihre Handtücher frühmorgens
auf den Badeliegen am Pool ausbreiten, können es ebenfalls nicht
gewesen sein. Studienräte auf Toskana-Urlaub, die dem Reiseführer
Florenz zeigen, wohl auch nicht.

Vielleicht
ist es ja die neue Bescheidenheit. Wir sind nicht mehr Papst,
bezahlen und erlassen klaglos Milliarden - und selbst auf die
sprichwörtliche Gründlichkeit wird inzwischen grosszügig verzichtet.
Einst gefürchtet wegen ihrer Perfektion sammeln wir Deutschen
heute Pluspunkte für lausige Planung. Der Hauptstadt-Flughafen
und Stuttgart 21 bringen uns Europa und dem Rest der Welt vielleicht
näher, als wir dachten.
Verzichtet
wird auch im Sport. Die Deutschen spielen grossartigen Fussball,
Übersteiger statt Blutgrätsche. Die Zeit der Panzer auf zwei
Beinen ist vorbei - selbst in englischen Boulevardblättern.
Die lästige Angewohnheit, stets zu gewinnen, haben die Deutschen
aber abgelegt. Und selbst wenn ein deutscher Verein ein Finale
gewinnt, ist dafür gesorgt, dass wenigstens ein deutsches Team
verliert. Mehr Rücksichtsnahme geht kaum.
Der
Titel für Deutschland geht also völlig in Ordnung. Kurzer Tusch
und Applaus, Applaus, Applaus!
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