Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Juni 2013)
 
Serben bringen Glück
 

   Das Land Baden-Württemberg hat vergangene Woche seine zentrale Flüchtlingsaufnahmestelle in Karlsruhe umbenannt. Die Landesaufnahmestelle (LaSt) heisst jetzt Landeserstaufnahmestelle (LEA). Die Massnahme kostet angeblich so gut wie nichts, und dennoch sieht die Welt gleich viel schöner aus. Zwar kommen, seitdem Deutschland vor knapp einem Jahr die Bargeldleistungen deutlich erhöht hat, noch immer etwa doppelt so viele Asylbewerber ins Land, so dass die Aufnahmestelle zugleich erweitert werden muss. Die Flüchtlinge aber sind nun keine Last mehr, sondern eine Lea. Man grummelt nicht mehr, wenn Tausende Roma aus Serbien hier überwintern wollen. Man freut sich und sagt Serben bringen Glück.

   Mit der Umbenennung hat Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) führenden Parteifreunden in Karlsruhe einen Wunsch erfüllt. Die fanden es "zynisch", eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge mit LaSt abzukürzen. Nun gebe es mit LEA endlich einen Namen, "der die Willkommenskultur gegenüber den in Karlsruhe ankommenden Flüchtlingen widerspeigelt", so die SPD-Fraktionsvorsitzende im Karlsruher Gemeinderat, Doris Baitinger



   Wir nehmen Frau Baitinger an dieser Stelle die Lea ab, sich näher mit dem neuen Namen zu beschäftigen, und müssen dabei feststellen, dass der Fortschritt so seine Tücken hat. Als Vorname war Lea schon mal deutlich beliebter, derzeit findet man ihn nicht mehr unter den Top Ten. Wer des Lateinischen mächtig ist, weiss zudem, dass Lea Löwin heisst, so dass darauf zu achten sein wird, dass die Aufnahmestelle nicht den abschreckenden Beiname "Höhle der Löwin" bekommt. Im Hebräischen steht Lea unter anderem für die "Ermüdete" - klingt auch nicht gerade nach einer warmherzigen Begrüssung. Vielleicht wäre es besser gewesen, aus der LaSt gleich ein "Welcome Center" zu machen, wie dies in letzter Zeit vermehrt gefordert wird. Das klänge so richtig weltoffen und modern. Aber kein Vorwurf; uns ist das auch erst auf den letzten Drücker eingefallen, lea minute sozusagen.

   Blicken wir lieber nach vorn. Es gibt so viele Möglichkeiten, die Welt durch Umbenennungen freundlicher zu gestalten. Zum Bleistift müssen jene Beamten einen Vogel gehabt haben, die das Programm für die Elektronische Steuererklärung auf den Namen "Elster" getauft haben. Als wäre das Finanzamt ein diebisches Federvieh, dass den armen Bürger den letzten Cent aus der Tasche zieht. Selbst wenn es so wäre, hat doch der Staat die Häutungsoberheit bezüglich der Frage, unter welchem Namen er seinen Bürgern das Fell abzieht. Warum nennt man dieses Computersystem nicht Gemak (Geben macht klicklich)?



   Unschön auch das Kürzel des Auswärtigen Amtes; AA machen, das öffnet keine Türen. AA ist kein Code-, sondern ein Kotwort. Uns fällt auf die Schnelle auch nichts besseres ein. Aber in Westerwelles Ministerium hat man ja Zeit zum Nachdenken. Ein Tipp: Das Kürzel AuA täte uns genauso weh.

 

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