Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. Mai 2013)
 
Kaputt-Gen
 

   Unter all den Dingen, die da unter der Sonne reuchen, fleuchen oder faul herumliegen, bildet die Wurst eine Ausnahme. Die Wurst hat zwei Enden, alles andere hat nur eines. Ist beispielsweise das Ende eines internettauglichen Föns oder eines digitalen Einerköpfers gekommen, so hört man immer wieder, dass der Hersteller das so programmiert habe. Der Fachbegriff für den angenommenen eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus nennt sich geplante Obsoleszenz.

   Obsoleszenz kommt vom Lateinischen obsolescere und bedeutet so viel wie sich abnutzen, alt werden, aus der Mode kommen, an Ansehen oder an Wert verlieren.

   Angeblich ist die Sache ein alter Hut. Schon 1924 sollen sich führende Glühlampenhersteller darauf verständigt haben, die Glühdauer ihrer Produkte künstlich herabzusetzen und so den Umsatz anzukurbeln.

   Noch streitet sich die Fachwelt darüber, ob jedem Ding ein Todes-Gen innewohnt, eine Art Kaputtgehen-Gen. Ich fände es beruhigend, wenn dem so wäre. Wenn die Welt schon keinem göttlichen Plan folgt (wofür es Hinweise gibt), dann doch wenigstens einem menschlichen. Das Blöde ist nur, dass gerade die Geräte kein Kaputtgehen-Gen zu scheinen haben, die einem auf den Wecker gehen - dass der hin und wieder pfeifende CD-Spieler nie ganz den Geist aufgibt und ein bekennender Schwabe ihn auch nicht guten Gewissens zum Elektroschrott bringen kann.

   Das Schöne ist, dass auch ein programmiertes Ende noch nicht das Ende sein muss. Was ich damit meine, möchte ich anhand dieses Textes zeigen. Natürlich ist auch eine Kolumne eine endliche Angelegenheit. Aber warum, liebe Leser, soll ich das akzeptieren? Warum soll ich mit dem Schreiben aufhören, nur weil der Platz zu Ende ist. Ich lass' mir doch von so einem Platz nicht vorschreiben, wann Feierabend ist. Also schreibe ich weiter und weiter, auch wenn Sie ...

 

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