Nichts gegen Rituale.
Nehmen wir nur die Balz der Birkhühner. Oder die Pressekonferenz
als Vorspiel zu zu einer Bundesligapartie. Man kennt sich, man
duzt sich. Blöd nur, wenn einer aus der Reihe tanzt und Jürgen
Klopp, den Trainer von Borussia Dortmund, bittet, er möge nicht
mit "den üblichen Floskeln" antworten.
Selbst
wer den Fussballtrainer nur aus der Rasierapparat- oder Autoreklame
kennt, weiss, dass der in Stuttgart Geborene kein Phrasendrescher
ist. Insofern ist es nicht mehr als gerecht, wenn der solchermassen
Beleidigte von dem Frager wissen will: "Welches Ressort,
was machen Sie, Tierfilme?"
In
dem Moment wird zweierlei klar. Erstens, dass sich die Zeiten
geändert haben. Wenn früher ein Fussballtrainer einen Sportjournalisten
blossstellen wollte, hätte er gefragt, ob er aus dem Feuilleton
kommt. Zweitens, dass es schlecht um den gemeinen Tierfilmer
stehen muss, wenn er nun schon als Erniedrigung herhalten muss.

Auch
wenn Klopp wie jeder anständige Fussballer seine Jugend auf
dem Bolzplatz verbracht hat, muss die Frage erlaubt sein: Hat
er denn nie ferngeschaut? Wenn er, Jahrgang 67, es getan hätte,
dann müsste ihm in der Glotze Bernhard Grzimek begegnet sein,
ein grosser Tierfilmer. Oder die Herren Heinz Sielmann, Hans
Hass, Jacques-Yves Cousteau. In den sechziger und siebziger
Jahren des vergangenen Jahrtausend gab es mehr Tier- und Unterwasserfilmer
im deutschen Fernsehen als Elefanten in der Serengeti.
Vielleicht
hat Trainer Klopp, den wir aus dem Fernsehen als einen Menschen
kennen, der im Hier und Jetzt lebt, Grzimek und Co, auch verdrängt.
Vielleicht beruht sein aktuelles Weltbild auf dem Programm der
Gegenwart, in dem der Tierfilmer von Rang und Namen so gut wie
ausgestorben scheint. Steht der Tierfilmer eigentlich schon
unter Artenschutz? An seine Stelle ist einer getreten, für den
das Tier nur als Ausgangsprodukt eine Rolle spielt, der Fernsehkoch.
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