Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. April 2013)
 
Fortschritt
 

   Wer kennt das nicht. Da steht man vor der versteinerten Fussspur eines Dinosauriers und fragt sich: Wie schnell war der Kerl eigentlich unterwegs? Hielt er sich an die in der Kreidezeit vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit? Oder stammen die Abdrücke von einem gemächlich vor sich hintrottenden Brachiosaurus, der in dem Verdacht steht, der Vorläufer aller Sonntagsfahrer zu sein?

   Bisher musste man die Beinlänge der Tiere kennen, um die Schrittgeschwindigkeit zu berechnen zu können - aber auch dann war das Ergebnis so ungenau, dass man einen Dinosaurier wegen einer Geschwindigkeitsübertretung kaum zur Verantwortung ziehen konnte (abgesehen davon, dass das Vergehen höchstwahrscheinlich verjährt ist). Nun aber haben spanische Geologen an der Universidad Complutense de Madrid eine mathematische Formel entwickelt, anhand derer man allein aus der Schrittlänge auf das Tempo eines Dinos schliessen kann. Was für ein Fortschritt!



   Unsere Wissenschaftsredaktion hat die Ergebnisse unter die Lupe genommen und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Ganz gleich, wie schnell ein Dinosaurier laufen konnte, er war zu langsam. Selbst einem Tyrannosaurus, der bei der Jagd wie von einer Tarantel gestochen durch die nordamerikanische Steppe hetzte, gelang es nicht, seinem Schicksal davonzulaufen, sonst wäre er kaum ausgestorben. Typisch Auslaufmodell.

   Angesichts der Forschungsergebnisse sollten wir uns Gedanken darüber machen, welche Hinweise wir für unsere Nachwelt bereithalten wollen. Anders als Saurier bewegen wir uns eher selten auf weichem, sondern meist auf bereits versteinertem oder asphaltiertem Terrain und werden so kaum Fussabdrücke hinterlassen, die Rückschlüsse auf unsere Geh- oder Fahrgeschwindigkeit erlauben. Unsere Nachnachnachfahren werden auf andere Hinweise angewiesen sein. 30 versteinerte Papiertaschentücher könnten ein Indiz dafür sein, dass hier mal eine Tempo-30-Zone war.

 

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