Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. April 2013)
 
Quotenbrassen und Quastenflosser
 

   Wundersame Welt der Wissenschaft. Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut eines rätselhaften Fischs analysiert, das nun Rückschlüsse auf die Entwicklung der Landtiere ermöglicht. Dabei handelt es sich nicht um die geheime Rezeptur des Schlemmerfilets von Iglo, sondern um die Genom-Sequenzen des Gemeinen Schwarzen Quastenflossers. Vor mehr als 400 Millionen Jahren schwamm der letzte gemeinsame Urahn dieser räuberischen Art und des ersten menschenähnlichen Fraktionsvorsitzenden in den Weiten der Ozeane herum. Im gleichen Zeitraum entstanden die ersten Schildkröten, Eidechsen, die fluoreszierende Frisur von Claudia Roth sowie das noch heute vorherrschende Frauenbild innerhalb der CDU.



   Noch vor kurzem galt der zähe, grobschlächtige Fisch, der bis zu 100 Kilogramm schwer wird und fast so schön glänzt wie Rainer Brüderles Augen beim Anblick einer tief dekolletierten Steuer-CD, als ausgestorben. Doch eines der wohl letzten Exemplare dieses lebenden Fossils wurde nun im Haifischbecken des Bundestages entdeckt. Volkeria Kauderae, wie der Gemeine Schwarze Quastenflosser mit wissenschaftlichem Namen heisst, ist ein faszinierendes Uzeitwesen: Monatelang kann er dem aufgeregten Treiben in der trüben Politbrühe regungslos zuschauen, lässt er sich am liebsten von den konserativen Strömungen in dunkle Umfragen-Untiefen ziehen, apathisch blinzelnd, dabei leise vor sich hin schwäbelnd wie irgendeiner dieser grauschuppigen, betriebsblinden Aktenfresser im Zierfisch-Aquarium der Bundeskanzlerin. Um dann umso schneller, ja geradezu blitzartig mit weit aufegerissenem Maul hinterrücks zuzuschnappen, in dem schliesslich alles, was anders sein will, auf immer verschwindet.

   Zu seinem bevorzugten Beuteschema gehören schmackhafte, von Steuererhöhungen träumende Rotbarsche, giftiggrüne Hauptstadtlurche, verweichlichte Maultaschen sowie lila gestreifte Quotenbrassen. Fühlt er sich angegriffen, zeigt der Quastenflosser, dass er ein regelrechter Unterwasser-Akrobat ist. Anders als alle anderen blubbernden Gesinnungsgenossen kann er rückwärts, kopfüber und vor allem schnell rechtsaussen vorausschwimmen, wobei die Gefahr besteht, dass er sich bei allzu schnellem Kreiseln in die eigene Schwanzflosse verbeisst. Kommt ein anderer Fisch von links, wie diese Woche geschehen, als einige allzu selbstbewusste Seekatzen seinen Tauchgang kreuzten, kennt er keine Gnade und sorgt mit mächtigen Schlägen für Disziplin in der Kiemenfraktion.



   Volkeria Kauderae besitzt in seinem ungeniessbaren Dickkopf eine frappierende Schwarmintelligenz, die Abweichungen von der Norm nicht duldet. Doch auch an diesem hartleibigen Ungeheuer geht der Klimawandel nicht spurlos vorbei. Der Quastenflosser ist vom Aussterben bedroht. Die meisten seiner Generation landen als Versteinerungen auf der Schwäbischen Alp oder werden zu schicken Handtaschen von Angela Merkel verarbeitet. Da helfen auch keine Spenden mehr.

 

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