Nicht nur das Leben ist
ein Lotteriespiel. Manchmal hat auch die Ziehung des deutschen
Lottoblocks mit Glück zu tun. Noch nie ist mir das so klar geworden
wie diese Woche.
Haben Sie sich überlegt,
was Sie getan hätten, wenn Sie die 3, die 8, die 11, die 26,
die 32 und die 40 angekreuzt hätten? Das sind die Zahlen, die
bei der ersten, der fehlerhaften, hinterher annullierten Ziehung
beim Mittwochslotto gezogen wurden. Ich kann Ihnen sagen, wie
man sich danach fühlt: Nicht so toll. Ich tippe die Zahlen seit
Jahren. Und jetzt, da sie endlich mal zum Zug kamen, bleiben
zwei Kugeln im Ziehungsgerät hängen, und die Prozedur muss wiederholt
werden.

Natürlich
habe ich im ersten Moment überreagiert, die Nachbarschaft zusammengebrüllt,
den Lottoschein zerrissen. Ich habe ihn aber schleunigst wieder
zusammengeklebt, nachdem beim zweiten Anlauf die 16, die 21,
die 23, die 29, die 31 und die 38 gezogen wurden, Das ist der
zweite Tipp, den ich seit Jahren ankreuze. Man könnte also sagen,
ich hatte am Mittwoch Glück im Unglück.
Sie
nehmen mir die Geschichte nicht ab? Meinen, sie widerspreche
allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit? Dann Kann ich Ihnen auch
nicht helfen. Dass nach der 3, der 8, der 11, der 26, der 32
und der 40 die 16, die 21, die 23, die 29, die 31 und die 38
gezogen werden, ist genauso unwahrscheinlich wie die 2, die
5, die 18, die 32, die 41 und die 45. Nur so zum Beispiel. Ich
hätte auch andere Zahlen nennen können.
Wie
jeder Mensch, der noch halbwegs seine Sinne beisammen hat, habe
ich sofort meinen Steuerberater angerufen. Ich wollte wissen,
wie ich mich verhalten soll. Auf jeden Fall nichts überstürzen,
sagte mein Steuerberater. Nichts anmerken lassen. Nicht mit
Geld um sich werfen. Auch nicht dem Chef die Kündigung auf den
Schreibtisch knallen.
Ob ich wenigstens,
wollte ich von meinem Steuerberater wissen, die Geschichte in
meiner Zeitung erzählen dürfe. "Das können Sie ruhig machen",
sagte mein Steuerberater. "Das glaubt Ihnen eh kein Mensch."
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