Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. März 2013)
 
Die Maus
 

   Sie haben es vielleicht schon gehört, liebe Leser. Die Maus ist tot. Dabei handelt es sich freilich nicht um einen kleinen Nager, dessen Weg von ohnmächtigen Frauen gepflastert wurde, sondern um den berühmt-berüchtigten Kampfstier "Raton" - zu deutsch die Maus. Ein Tier, das nicht blindlings auf alles zurannte, sondern kühl analysierte, bevor es den Torero schliesslich auf die Hörner nahm. Was für ein Jammer!

   Wenn Sie engagierter Tierschützer sein sollten, lässt Sie "Ratons" Ende vermutlich kalt. Gilt der Stierkampf doch als archaisches Ritual. Dabei hätte es "Raton" besser als die meisten seiner Artgenossen. Die Maus konnte den Gegnern wenigstens in die Augen schauen - im Gegenteil zu dem leckeren Zwiebelrostbraten, der nicht im offenen Kampf, sondern in einer Schlachterei industriell erlegt wurde.



   Für Liebhaber des gepflegten Stierkampfs ist das Ableben des Maus dagegen ein herber Verlust, denn wo das 500 Kilogramm schwere Kraftpaket auftauchte, war ein Spektakel garantiert. "Raton" soll nun ausgestopft werden. Auch mit einer toten Maus lassen sich schliesslich noch Geschäfte machen. Die gleiche Idee hatte übrigens auch der Tierpark im sächsischen Limbach-Oberfrohna. Dort begeisterte vor einem Jahr ein Kaninchen ohne Ohren die Massen - bis ein unaufmerksamer Kameramann des MDR beim Rückwärtslaufen auf das possierliche Tierchen trat und es zerquetschte.

   Dagegen war "Ratons" Todesursache herlich unspektakulär. Das Kraftpaket starb nicht etwa in der Arena, sondern ganz friedlich in einem Zuchtgehege, wo er seine Gene verbreiten durfte. Todesursache war auch nicht ein tollpatschiger Kameramann oder eine Überdosis Blut eines in Alkohol getränkten Hobby-Toreros, sondern Altersschwäche. Offiziell zumindestens. Möglicherweise hat sich "Raton" auch einfach übernommen bei der Nachwuchssicherung. Ein schönes Ende. Stier sollte man sein.

 

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