Sie haben es vielleicht
schon gehört, liebe Leser. Die Maus ist tot. Dabei handelt es
sich freilich nicht um einen kleinen Nager, dessen Weg von ohnmächtigen
Frauen gepflastert wurde, sondern um den berühmt-berüchtigten
Kampfstier "Raton" - zu deutsch die Maus. Ein Tier,
das nicht blindlings auf alles zurannte, sondern kühl analysierte,
bevor es den Torero schliesslich auf die Hörner nahm. Was für
ein Jammer!
Wenn Sie engagierter Tierschützer
sein sollten, lässt Sie "Ratons" Ende vermutlich kalt.
Gilt der Stierkampf doch als archaisches Ritual. Dabei hätte
es "Raton" besser als die meisten seiner Artgenossen.
Die Maus konnte den Gegnern wenigstens in die Augen schauen
- im Gegenteil zu dem leckeren Zwiebelrostbraten, der nicht
im offenen Kampf, sondern in einer Schlachterei industriell
erlegt wurde.

Für
Liebhaber des gepflegten Stierkampfs ist das Ableben des Maus
dagegen ein herber Verlust, denn wo das 500 Kilogramm schwere
Kraftpaket auftauchte, war ein Spektakel garantiert. "Raton"
soll nun ausgestopft werden. Auch mit einer toten Maus lassen
sich schliesslich noch Geschäfte machen. Die gleiche Idee hatte
übrigens auch der Tierpark im sächsischen Limbach-Oberfrohna.
Dort begeisterte vor einem Jahr ein Kaninchen ohne Ohren die
Massen - bis ein unaufmerksamer Kameramann des MDR beim Rückwärtslaufen
auf das possierliche Tierchen trat und es zerquetschte.
Dagegen
war "Ratons" Todesursache herlich unspektakulär. Das
Kraftpaket starb nicht etwa in der Arena, sondern ganz friedlich
in einem Zuchtgehege, wo er seine Gene verbreiten durfte. Todesursache
war auch nicht ein tollpatschiger Kameramann oder eine Überdosis
Blut eines in Alkohol getränkten Hobby-Toreros, sondern Altersschwäche.
Offiziell zumindestens. Möglicherweise hat sich "Raton"
auch einfach übernommen bei der Nachwuchssicherung. Ein schönes
Ende. Stier sollte man sein.
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