Hinten sind die Enten fett.
Auf dem Satz kauen wir schon seit Tagen herum wie auf einer
zu lange gegarten Entenbrust. Hinterlassen hat ihn der Genosse
Gerhard Schröder, als er am vergangenen Dienstag die SPD-Bundestagsfraktion
besuchte. Für alle Jüngeren: Gerhard Schröder (68) war von Oktober
1998 bis November 2005 Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Danach stellte er sich relativ rasch in den Dienst des russischen
Gasriesen Gazprom und hilft seitdem mit, eine Gaspipeline durch
die Ostsee zu bauen. Ansonsten hält es sich mit Vorträgen und
Anwaltstätigkeiten über Wasser. Er verdiene besser denn je auf
seine alten Tage, so wird vermutet. Oder um es mit Gerhard Schröder
zu sagen Hinten sind die Enten fett.

Schröder
war ein groser Wahlkämpfer. Vor allem im Endspurt war er stark.
Die letzten Wochen eines Wahlkampfs sind entscheidend, daran
glaubt Schröder stockentensteif und fest. Anders ausgedrückt:
Hinten sind die Enten fett.
Schröder
hat das eher selten benutzte Sprichwort mit den Enten schon
mehrfach zum Besten gegeben. Seit über zehn Jahren rätselt die
Welt, wo der Spruch herkommt und was er genau bedeutet. Da Schröder
zuvor auch Niedersachsen regierte, eine Hochburg der Massentierhaltung,
liegt es nahe, dort den Ursprung zu vermuten. Womöglich, so
lautet eine Erklärung, hätten früher die niedersächsischen Bauern,
wenn sie eine fette Ente schlachten wollten, die Tiere erst
mal aufgescheucht. Zum weiteren Ablauf schalten wir kurz ins
Internet, wo ein Benutzer die Geschichte folgendermassen zu
Ende erzählt: "Aufgebracht rennt das Federvieh los, am
Bauern vorbei. Der lässt die vordersten aber ganz gelassen vorbeiziehen,
denn er weiss genau: Hinten sind die Enten fett."
Angeblich
findet der Spruch auch beim Skat Verwendung, weil dort erfahrungsgemäss
die fettesten Stiche gegen Ende des Spiels gemacht werden. Andere
wiederum behaupten, dass es korrekterweise eigentlich "Hinten
kackt die Ente" heissen müsste. Aber mit so einem Spruch
kann weder ein Kanzler noch ein Altkanzler auf Tournee gehen,
selbst wenn er die Ente mit Gänsefüsschen ausstatten würde.

Jedenfalls
haben alle anwesenden Journalisten so in etwa verstanden, was
Schröder meinte, als er am Rande der Fraktionssitzung als Entenjäger
den Blick nach vorne richtete: Vorn ist quasi hinten, also erst
in den Wochen vor der Bundestagswahl am 22. September wird sich
entscheiden, wie gut die SPD abschneidet. Die momentan eher
mageren Umfragewerte der Partei sind demnach kein Beinbruch.
Entenbrust raus, Kopf hoch, das wird schon noch.
Dass
ein Spiel 90 Minuten dauert und der Ball rund ist, das weiss
allerdings auch Amtsinhaberin Angela Merkel. Insofern darf sie
Schröders Kritik, ihre Politik sei "nach hinten gerichtet",
als Kompliment verstehen, denn hinten sind die Enten fett, hinten
ist wichtig, hinten ist entscheidend. Demnach werden es letztlich
wohl die Hinterbänkler sein, die die Wahl entscheiden.
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