Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. März 2013)
 
Die dicke Ente kommt noch
 

   Hinten sind die Enten fett. Auf dem Satz kauen wir schon seit Tagen herum wie auf einer zu lange gegarten Entenbrust. Hinterlassen hat ihn der Genosse Gerhard Schröder, als er am vergangenen Dienstag die SPD-Bundestagsfraktion besuchte. Für alle Jüngeren: Gerhard Schröder (68) war von Oktober 1998 bis November 2005 Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Danach stellte er sich relativ rasch in den Dienst des russischen Gasriesen Gazprom und hilft seitdem mit, eine Gaspipeline durch die Ostsee zu bauen. Ansonsten hält es sich mit Vorträgen und Anwaltstätigkeiten über Wasser. Er verdiene besser denn je auf seine alten Tage, so wird vermutet. Oder um es mit Gerhard Schröder zu sagen Hinten sind die Enten fett.



   Schröder war ein groser Wahlkämpfer. Vor allem im Endspurt war er stark. Die letzten Wochen eines Wahlkampfs sind entscheidend, daran glaubt Schröder stockentensteif und fest. Anders ausgedrückt: Hinten sind die Enten fett.

   Schröder hat das eher selten benutzte Sprichwort mit den Enten schon mehrfach zum Besten gegeben. Seit über zehn Jahren rätselt die Welt, wo der Spruch herkommt und was er genau bedeutet. Da Schröder zuvor auch Niedersachsen regierte, eine Hochburg der Massentierhaltung, liegt es nahe, dort den Ursprung zu vermuten. Womöglich, so lautet eine Erklärung, hätten früher die niedersächsischen Bauern, wenn sie eine fette Ente schlachten wollten, die Tiere erst mal aufgescheucht. Zum weiteren Ablauf schalten wir kurz ins Internet, wo ein Benutzer die Geschichte folgendermassen zu Ende erzählt: "Aufgebracht rennt das Federvieh los, am Bauern vorbei. Der lässt die vordersten aber ganz gelassen vorbeiziehen, denn er weiss genau: Hinten sind die Enten fett."

   Angeblich findet der Spruch auch beim Skat Verwendung, weil dort erfahrungsgemäss die fettesten Stiche gegen Ende des Spiels gemacht werden. Andere wiederum behaupten, dass es korrekterweise eigentlich "Hinten kackt die Ente" heissen müsste. Aber mit so einem Spruch kann weder ein Kanzler noch ein Altkanzler auf Tournee gehen, selbst wenn er die Ente mit Gänsefüsschen ausstatten würde.



   Jedenfalls haben alle anwesenden Journalisten so in etwa verstanden, was Schröder meinte, als er am Rande der Fraktionssitzung als Entenjäger den Blick nach vorne richtete: Vorn ist quasi hinten, also erst in den Wochen vor der Bundestagswahl am 22. September wird sich entscheiden, wie gut die SPD abschneidet. Die momentan eher mageren Umfragewerte der Partei sind demnach kein Beinbruch. Entenbrust raus, Kopf hoch, das wird schon noch.

   Dass ein Spiel 90 Minuten dauert und der Ball rund ist, das weiss allerdings auch Amtsinhaberin Angela Merkel. Insofern darf sie Schröders Kritik, ihre Politik sei "nach hinten gerichtet", als Kompliment verstehen, denn hinten sind die Enten fett, hinten ist wichtig, hinten ist entscheidend. Demnach werden es letztlich wohl die Hinterbänkler sein, die die Wahl entscheiden.

 

Zurück