Kann eigentlich noch jemand
Telegrammstil? Nein, nicht das, was Sie in Zeitungen manchmal
in Überschriften oder Unterzeilen finden, dass das Verb, das
Hilfsverb oder der bestimmte Artikel weggelassen werden. Nicht
"Grünes Licht für Stuttgart 21". Das meine ich nicht.
Und
auch nicht das insiderische Abkürzungsgetue, wie man es in SMS
benutzt (da geht' schon los, müsste eigentlich Short Message
Service, also KND, Kurznachrichtendienst heissen), dieses HAND-
("Have a nice day", "Schönen Tag noch")
oder LOFL-Gedöns ("Lying on the floor Laughing", "Liege
vor Lachen auf dem Boden").
Ich
meine echten Telegrammstil, wie man ihn früher gebraucht hat,
um schriftliche Mitteilungen zügig und zuverlässig von A nach
B zu schicken. In Texten, in denen jedes weglassene Wort Geld
wer war. Kein Mensch hätte "Ich komme am Samstag um 10
Uhr an". Der Liedermacher Reinhard Mey hat den Telegrammstil
in einem Songtitel verewigt: "Ankomme Freitag, den 13.,
um 14 Uhr, Christine!" Das Um hätte er sich sparen können.
Wohl Zugeständnis an Rhythmus. Song lief Mittwoch im Radio.
Nicht ausgespielt, wg. Verkehrshinweis.

Wie
grossartig unser Land ist, erkennen wir auch daran, dass man
bei uns noch Telegramme verschicken kann, obwohl das kein Mensch
mehr braucht. In Thailand haben sie das Telegrafennetz im April
abgeschaltet. Dort steht es um die Demokratie nicht zum Besten.
Ich
weiss, in dieser Kolumne ging es lustiger zu. Aber zum Telegrammstil
fällt mir nichts ein. Es gibt kurze Witze. Aber die sind selten
im Telegrammstil verfasst. Vielleicht müsste man den Telegrammstil
unter Artenschutz stellen wie den Panda und das Ragusäische,
das man früher im äussersten Süden der kroatischen Küste gesprochen
hat.
Verdammt, muss los! Zum Bahnhof.
Gleich zehn durch. Da wollte mein Besuch kommen. Wäre blöd.
Er ankomme, ich nicht da. Schicke SMS.
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