Im Grunde meines Herzens
bin ich Vegetarier. Wenn ich ab und zu ein Schnitzel esse, dann
nur deshalb, weil ich nicht will, dass das tote Tier, das vor
mir auf dem Teller liegt, umsonst gestorben ist. Insofern bin
ich auch ein eingefleischter Anhänger eines komplett fleischfreien
Tages pro Woche.
Mittwoch würde mir
ganz gut passen, da schmecken die Schinkenhörnchen bie meinem
Bäcker wie vom Vortag. Wenn ich fleischfrei sage, dann meine
ich auch fleischfrei. Dann darf sich keiner mit Saitenwürstchen
aus der Affaire ziehen. Oder die Schwabennummer mit den Maultaschen
bringen. Als ob der liebe Gott nicht längst geschnallt hätte,
dass in den Teigtaschen Fleisch drin ist. Natürlich gibt es
auch Gemüsemaultaschen, aber die schmecken zum Kotzen. Kann
mir kaum vorstellen, dass die von ganz oben abgesegnet sind.

Das
mit den Gemeingeist stärkenden Tagen hat bei uns schon immer
prima funktioniert, Nehmen Sie nur mal die autofreien Sonntage
in den siebziger Jahren. Waren das nun zwei oder drei Sonntage,
an denen man die Karre in der Garage stehen lassen musste? Ist
schon so lang her. Natürlich fahren die Menschen sonntags wieder
Auto. Aber sie tun es irgendwie anders. Bewusster. Manche mit
schlechtem Gewissen. Ob das der Umwelt was bringt? Ich würde
sagen, rein atmosphärisch hat sie es mitbekommen.
Das
meiner Meinung nach stärkste Argument für einen fleischfreien
Tag ist dies: Der zur Unmündigkeit neigende Mensch wird in so
vielen Bereichen bevormundet. Warum nicht also auch auf einem
Gebiet, in dem der Mund eine massgebliche Rolle spielt.
Von
mir aus können wir gleich kommende Woche damit anfangen. Aber
dann richtig. An einem fleischfreien Tag will ich nicht mein
Radio einschalten und "Alles hat ein Ende, nur die Wurst
hat zwei" hören. Das einzige, was mich stört, ist der Name,
der durch die Medien geistert. Veggie-Tag, wahlweise auch Veggie-Day.
Das klingt blöd. Da fällt es mir schwer, die Sache ernst zu
nehmen.
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