Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. März 2013)
 
Guten Appetit
 

   "Also, ich weiss nicht mehr, was ich zum Essen kaufen soll." - "Dann nimm doch die Dinger hier, die sind von der Grösse genau richtig." - "Aber sind sie auch aus der Region?" - "Das merkst du sowieso erst beim Anbraten." Die beiden Hausfrauen, die wir im Biomarkt beim Kauf von 400 Gramm Stierhoden aus Bodenhaltung belauscht haben, sind typisch für die Stimmung in Deutschland.

   Niemand glaubt mehr, was auf irgendeinem Etikett steht. Unsere Wissenschaftsredaktion bietet deshalb Orientierung: Eier beispielsweise sollten immer aus einer sogenannten Legebatterie stammen. Dort kommen nähmlich überhaupt keine Tiere zum Einsatz. Stattdessen werden Eier aus Eiweissschlacke und Kalkferment unter hohem Druck geformt. Die Hühner stehen nur noch herum und plappern. Eier aus modernen Legebatterien sind Jahre haltbar und können, falls sie beim Frühstück zu hart oder zu weich gekocht wurden, vor Wut gegen die Wand geworfen werden, ohne zu zerplatzen.



   Wie sieht es mit Fleisch aus? Unsere Wissenschaftsredaktion hat in seiner kleinen Versuchsküche eine Dose "Schweinsgulasch Balaton" für 99 Cent untersucht. Drinnen fand sich der Zeigefinger eines bulgarischen Zerlegers. Die Freude in seinem Heimatdorf war gross, als wir den Ehering zurückgaben. Als der berüchtigte Fleischsaft austrat, musste die Redaktion evakuiert werden. Unabhängig davon hält der Trend zur Gesundheitsküche an. Heiss ausgebackene Aspirintabletten an einer Grüntee-Mousse beispielsweise halten jede Erkältung in Schach. Spitzenköche zeigen sich ohnehin unbeeindruckt von irgendwelchen Lebensmittelskandalen. Johann Lafer: "Die meisten Tiere bekommen einen Herzinfarkt, wenn sie meinen Schnurrbart sehen. Ich muss mich also nicht um die Wahl des richtigen Bolzenschussapperats kümmern. Für euch da draussen gilt: Kauft nur die Geräte, wo mein Name draufsteht. Dann haben alle was davon." Ferran Adria: "Ekel ist nur ein anthropologisches Relikt aus der Zeit, als der Fisch vier Wochen im Ochsenkarren unterwegs war. Denselben Effekt habe ich, wenn ich meinen Lachs im Rotationsverdampfer gammelig koche und anschliessend in einem Lakritzetümpel bade. Bevor serviert wird, versperre ich aber den Notausgang."



   Ikea-Küchenchef Sjörp Södermann: "Wir verwenden in unseren Kötbullars die gleichen Lösungsmittel wie in Billy-Regalen. Aber zu behaupten, in den Klopsen sei Pferdefleisch, ist eine schamlose Verleumdung. Das wäre viel zu teuer." Dieter Hoeness: "Wenn ich in meine Wurstfabrik komme, schauen mich die Schweine ganz komisch an. Also ich glaube, die würden mich auch essen, wenn sie könnten." Mama Lucia (x-beliebige italienische Hausfrau): "Bei uns gibt es nur noch Pasta Bersani mit einem Tropfen Öl. Schliesslich müssen wir den Gürtel enger schnallen. Schweinereien ais der Lega-Batterie Nord kommen da nicht rein! Und zum Nachtisch serviere ich Papabili - mit Sahne gefüllte Bischofsmützen." Man sieht: Gutes Essen ist kein Hexenwerk.

 

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