"Also, ich weiss nicht
mehr, was ich zum Essen kaufen soll." - "Dann nimm
doch die Dinger hier, die sind von der Grösse genau richtig."
- "Aber sind sie auch aus der Region?" - "Das
merkst du sowieso erst beim Anbraten." Die beiden Hausfrauen,
die wir im Biomarkt beim Kauf von 400 Gramm Stierhoden aus Bodenhaltung
belauscht haben, sind typisch für die Stimmung in Deutschland.
Niemand
glaubt mehr, was auf irgendeinem Etikett steht. Unsere Wissenschaftsredaktion
bietet deshalb Orientierung: Eier beispielsweise sollten immer
aus einer sogenannten Legebatterie stammen. Dort kommen nähmlich
überhaupt keine Tiere zum Einsatz. Stattdessen werden Eier aus
Eiweissschlacke und Kalkferment unter hohem Druck geformt. Die
Hühner stehen nur noch herum und plappern. Eier aus modernen
Legebatterien sind Jahre haltbar und können, falls sie beim
Frühstück zu hart oder zu weich gekocht wurden, vor Wut gegen
die Wand geworfen werden, ohne zu zerplatzen.

Wie
sieht es mit Fleisch aus? Unsere Wissenschaftsredaktion hat
in seiner kleinen Versuchsküche eine Dose "Schweinsgulasch
Balaton" für 99 Cent untersucht. Drinnen fand sich der
Zeigefinger eines bulgarischen Zerlegers. Die Freude in seinem
Heimatdorf war gross, als wir den Ehering zurückgaben. Als der
berüchtigte Fleischsaft austrat, musste die Redaktion evakuiert
werden. Unabhängig davon hält der Trend zur Gesundheitsküche
an. Heiss ausgebackene Aspirintabletten an einer Grüntee-Mousse
beispielsweise halten jede Erkältung in Schach. Spitzenköche
zeigen sich ohnehin unbeeindruckt von irgendwelchen Lebensmittelskandalen.
Johann Lafer: "Die meisten Tiere bekommen einen Herzinfarkt,
wenn sie meinen Schnurrbart sehen. Ich muss mich also nicht
um die Wahl des richtigen Bolzenschussapperats kümmern. Für
euch da draussen gilt: Kauft nur die Geräte, wo mein Name draufsteht.
Dann haben alle was davon." Ferran Adria: "Ekel ist
nur ein anthropologisches Relikt aus der Zeit, als der Fisch
vier Wochen im Ochsenkarren unterwegs war. Denselben Effekt
habe ich, wenn ich meinen Lachs im Rotationsverdampfer gammelig
koche und anschliessend in einem Lakritzetümpel bade. Bevor
serviert wird, versperre ich aber den Notausgang."

Ikea-Küchenchef
Sjörp Södermann: "Wir verwenden in unseren Kötbullars die
gleichen Lösungsmittel wie in Billy-Regalen. Aber zu behaupten,
in den Klopsen sei Pferdefleisch, ist eine schamlose Verleumdung.
Das wäre viel zu teuer." Dieter Hoeness: "Wenn ich
in meine Wurstfabrik komme, schauen mich die Schweine ganz komisch
an. Also ich glaube, die würden mich auch essen, wenn sie könnten."
Mama Lucia (x-beliebige italienische Hausfrau): "Bei uns
gibt es nur noch Pasta Bersani mit einem Tropfen Öl. Schliesslich
müssen wir den Gürtel enger schnallen. Schweinereien ais der
Lega-Batterie Nord kommen da nicht rein! Und zum Nachtisch serviere
ich Papabili - mit Sahne gefüllte Bischofsmützen." Man
sieht: Gutes Essen ist kein Hexenwerk.
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