Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Februar 2013)
 
Der Anzug
 

   Opel geht es offenbar nicht so gut. Seit dieser Woche weiss ich, warum das so ist. Ich glaube, Opel ist selbst schuld.

   Ich schreibe das ohne Häme, eher mit Wut, da ich stets eine enge Beziehung zu der Marke hatte. Anders als viele meiner Landsleute wurde ich nicht unter einem Mercedes-Stern geboren. Ich habe grosse Teile meiner Kindheit auf der Rückbank eines Opel Rekord verbracht, wohl wissend, dass da noch mehr möglich gewesen wäre: Admiral, Kapitän, Commodore, Senator. Damals hiessen Autos noch wie Männer. Ist ewig her. Lange bevor in der Automobilbaukunst aus Sparsamkeitsgründen die Kolben geschrumpft wurden, hat Opel seine Wagenpalette entmannt. Insignia, Astra, Zafira und Corsa heissen die Modelle heute - und um eben einen Corsa geht es. Kein schlechtes Wägelchen, sparsam, hängt gut am Gas, und wenn sein Diesel die Betriebstemperatur erreicht hat, schnurrt er mehr als er nagelt.

   Mit diesem Wagen meines Arbeitsgebers, einem Zweitürer, wollte ich diese Woche nicht nur mich, sondern auch einen an einem Kleiderbügel aufgehängten Anzug transportieren. Doch leider fand ich im Heck keinen Haken, an dem man den Anzug hätte aufhängen können.



   So stand ich mit meiner Klamotte etwas belämmert vor dem Opel und kam ins Grübeln. Wurde das Auto gar nicht für Menschen wie mich gebaut, die hin und wieder etwas Ordentliches anziehen und dies gewebeschonend transportieren wollen, sondern nur für junge Schlapperlookträger, denen es wurscht ist, wenn die Trainingsjacke auf der Rückbank vergammelt? Waren, als der Wagen entworfen wurde, Kleiderhaken gerade in einer Hochpreisphase, und hat man deshalb darauf verzichtet?

   Ich weiss nicht. Aber ich weiss, dass es nicht gut für Opel sein kann, wenn man Autos ohne Kleiderhaken baut. Den Kollegen Autotestern rate ich, nicht nur auf den Anzug des Wagens zu achten. Entscheidend ist, ob man mit der Karre einen Anzug transportieren kann.

 

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