Das kam doch überraschend,
gewissermassen aus heiterem Himmel. Der Papst tritt ab. Das
war's also schon wieder: Wir waren Papst! Aber keine Angst,
davon geht die Welt nicht unter. Nun gilt seit Erich Honecker,
allerspätestens seit Kurt Beck, ein Rücktritt aus gesundheitlichen
Gründen als äusserst unglaubwürdig. Im Falle des greisen Benedikts
kommt jedoch kaum etwas anderes in Frage. Was sollte es denn
sonst sein? Bei der Doktorabeit abgeschrieben oder betrunken
durch Hannover gefahren? Wohl kaum. Und dass er mehr Zeit mit
der Familie verbringen will, kann er ja auch nicht sagen.

Er
ist auch kein Bauernopfer, um seinen Boss aus der Schusslinie
zu bringen. Es muss also mit dem Aufwand zu tun haben, den das
Amt mit sich bringt. Papst ist schliesslich eine Heidenarbeit.
Was uns, liebe Leser, zu der Frage bringt, wer den Hirtenstab
künftig übernehmen soll, um die Schäfchen auf grünen Auen zu
weiden und sie mit Stecken und Stab zu trösten.
Männlich,
katholisch, über 35 Jahre und unverheiratet soll er sein. Peter
Neururer macht sich bereits warm, heisst es aus gut unterrichteten
Kreisen. Doch der ist verheiratet. Ausserdem scheint es wahrscheinlich,
dass wieder ein Italiener das Rennen um das Papamobil macht.
Womit wir bei Silvio Berlusconi wären - dem Albtraum eines jeden
klar denkenden Politikers und Sargnagel Italiens. Der "Cavaliere"
ist männlich, wie er gerne betont, er ist katholisch, locker
über 35 Jahre und dazu auch noch unverheiratet. Zumindestens
im Augenblick. Rechtschaffend ist er auch, denn Recht schafft
keiner wie er. Womit er auch das Problem lösen könnte, dass
er bereits zweimal geschieden ist. Auch das Zölibat wäre schon
vor Amtsantritt Geschichte.

Dadurch
erscheint der überraschende Schritt des Papstes in einem neuen
Licht, wird der Rücktritt zum weltlichen Opfer. Denn nur so
könnte man Berlusconi davon abhalten, Italien - und über Bande
Europa - in Grund und Boden zu regieren. Denn Berlusconi als
neuer Ministerpräsident, das, liebe Leser, wäre dann in der
Tat ein Grund Angst zu haben.
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