Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Februar 2013)
 
Eichelhäher
 

   In den Tagen, als der deutsche Schlagerversteher Heino mit einem Album herausgekam, auf dem er Songs der Ärzte und Rammstein nachspielte, geschah etwas Merkwürdiges. Anders als erwartet, liefen die Menschen nicht mit Sonnenbrillen und weissen Perücken auf dem Kopf und Songs der Ärzte und Rammstein auf den Lippen durch die Strassen. (Kurze Zwischenfrage: Hörten sich Rammstein nicht immer schon wie Heino an?) Statt dessen war der Eichelhäher in aller Munde.

   Selbst Menschen, die einen Eichelhäher nicht mal erkennen würden, wenn er ihnen gegen die Windschutzscheibe fliegt, hatten kein anderes Thema mehr. Es war ein Tirilieren und Zirpen unter den Menschen. Vogelkundler waren am eichelhähertypischen Dchää-dchää und Piüü zu erkennen. Am lautesten unter den Menschen tirilierten und zirpten die Weibchen. "Nehmt euch ein Beispiel am Eichelhäher", pfiffen sie ihre Männchen an. "So ein blöder Vogel bekommt hin, wozu ihr nicht mal im Ansatz in der Lage seid!" Was war geschehen?

   Forscher der Universität Cambridge hatten herausgefunden, dass Eichelhäher-Männchen ihren Weibchen die Wünsche an den Augen ablesen. Die einfühlsamen Vögel erkennen die Fressvorlieben ihrer Partnerinnen, selbst wenn die keinen Pieps von sich geben. Nicht einmal haben die Forscher gehört, dass ein Männchen zu seinem Weibchen gesagt hätte: "Und Schnäbelchen, auf was hast du heute mehr Lust? Fliegen wir zum Türken oder zum Chinesen?"

   Arme Menschen-Männchen. Früher wurde ihnen der Reklameslogan eines Waschmaschinenherstellers ("Bauknecht weiss, was Frauen wünschen") unter die Nase gerieben. Jetzt ist's ein Rabenvogel.

   Auf Wikipedia lesen wir: "Der Eichelhäher ist in der Lage, Stimmen anderer Vögel oder Geräusche nachzuahmen." Der kluge Vogel hätte also eine Platte mit Songs der Ärzte und von Rammstein einspielen und dabei wie Heino klingen können. Aber vermutlich hat er geahnt, dass darauf gepfiffen ist.

 

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