Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Januar 2013)
 
Neidbook
 

   Facebook macht unglücklich. Das ist, auf einen schlichten Nenner gebracht, das Ergebnis einer Studie von Wirtschaftsinformatikern der TU Darmstadt und der Humboldt-Universität Berlin. Jetzt haben wir es wissenschaftlich fundiert, was wir schon immer geahnt haben: Der Zweck des sozialen Netzwerks besteht nicht darin, sich offen mit anderen Menschen auszutauschen. Facebook ist ein Nährboden für Blender und Angeber. Facebook produziert Neid und Unzufriedenheit.

   Auf Facebook zeigt keiner sein wahres Gesicht, sondern das, das er gern hätte. Bei so viel gespielter guter Laune fährt die eigene Stimmung zwangsläufig in den Keller. Im Grunde ist Facebook wie ein Klassentreffen, wo sich Menschen zusammenfinden, um ihr Leben in schillernden Farben auszumalen: Mein Haus, mein Boot, meine Drittfrau.

   Vergessen wir Facebook. Gehen wir lieber der Frage nach, wo man sein Selbstwertgefühl steigern und seine Laune verbessern kann. Wo man auf Leute trifft, denen es noch schlechter geht als einem selbst. Versuchen Sie es frühmorgens mit einer Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr Trübsinn aus so engem Raum begegnet Ihnen nirgendwo. Sie sind kein Frühaufsteher? Dann latschen Sie Sie durch die Einkaufsstrasse einer x-beliebigen Stadt. Wenn Sie sehen, was Ihnen da an Gehetzt- und Gereiztheit entgegenkommt, geht es ihnen gleich besser, selbst wenn Sie eben noch mit dem Gedanken gespielt haben, Haus, Boot und Drittfrau zu verlassen und sich einer islamistischen Terrorgruppe anzuschliessen. Auch gut: Gehen Sie in ein Krankenhaus und fragen Sie nach hoffnungslosen Fällen. Oder ziehen Sie sich einen deutschen Autorenfilm aus den bleiernen Siebzigern rein.

   Sie sehen, das Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" ist gar nicht so falsch. Sie können sich übrigens auch um das Glück Ihrer Mitmenschen verdient machen, indem Sie auf die Frage "Wie geht's?" antworten: "Noch viel schlechter als Dir."

 

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