Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. Januar 2013)
 
Reden
 

   Bei einer Rede, habe ich diese Woche in meiner Zeitung gelesen, entscheiden die Zuhörer in den ersten 30 Sekunden, ob sie gewillt sind, ihr zu folgen. Oder ob sie abschalten, sich ihrem Smartphone widmen oder die Umgebung, je nach sexueller Orientierung, nach einem attraktiven Weibchen oder einem ebensolchen Männchen absuchen. Ich fürchte, bei einem Artikel bleibt kein Mensch so lang am Ball. Da muss schon früher was passieren, zum beispiel jetzt:

   Mit dem Alter, meine Damen und Herren, setzt nicht nur der Mensch Pfunde an. Auch das in Paris gelagerte Urkilogramm und seine an die vierzig Kopien sind von diesem Naturgesetz offenbar nicht ausgenommen.

   Die von der Frau Kanzlerin gern zitierte schwäbische Hausfrau würde wohl annehmen, dass man die Dinger hätte halt mal abstauben müssen. Ich persönlich tendiere eher zur Ansicht, dass es den Gewichten schlichtweg an Bewegung fehlt. Wer den lieben langen Tag herumliegt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er zulegt.

   Leider mögen sich zwei mit der Materie befasste wissenschaftliche Spassbremsen mit diesen anschaulichen und volksnahen Erklärungen nicht anfreunden. Peter Cumpson und Naoko Sano von der britischen Newcastle Universität führen im Fachmagazin "Metrologica" eine andere Theorie ins Feld, die allerdings so staubtrocken ist, dass man sie weder in eine Rede noch in einen Text einbauen kann. Schuld an der Gewichtszunahme, so die Forscher, seien kohlenstoffhaltige Verbindungen und in der Laborluft herumschwirrende Quecksilberteilchen, die sich im Lauf der Jahre mit dem Metall des Urkilogramms und dem seiner Kopien verbunden hätten.

   Ich bin am Ende meiner Ausführungen angekommen und will, dem Leitfaden für Redenschreiber folgend, mich nicht ohne einen zünftigen Schluss vom Acker machen. In diesem Sinne: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold und das Urkilogramm aus einer Platin-Iridium-Legierung.

 

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