Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. Januar 2013)
 
ARD und ZDF freuen sich über Gebühr
 

   Die Fenster sind geputzt. Die Wohnung ist aufgeräumt. Ich habe Gebäck besorgt. Eierlikör. Den Schalter an der Kaffeemaschine muss ich nur noch umlegen, dann brodelt es. Von mir aus kann er kommen. Ich freue mich auf ihn. Wenn es eine sie ist, auch recht.

   Bin wahnsinnig darauf gespannt, wie er / sie sich vorstellen wird: "Guten Tag, mein Name ist Soundso, ich komme vom Beitragservice." Oder sind sie gehalten, den vollen Namen zu sagen. ARD ZDF Deutschlandradio Beitragservice. Die müssen Visitenkarten haben, die jede Brieftasche sprengen.

   Früher, als der Verein noch Gebühreneinzugszentrale (GEZ) hiess, lag der Fall anders. GEZ - wie das schon klingt. Eiskalt, skrupellos. Hinter den Gebühreneintreibern vermutete ich eine Art GSG9. Jahrelang lebte ich in der Angst, dass eine GEZ-Eingreiftruppe über mich herfällt wie die Navy Seals über Osama bin Laden. Vermutlich würden sie abends kommen, kurz nach acht, zur besten Sendezeit, bei Wetter. Sie kämen von allen Seiten, würden sich durch den Kamin abseilen, das Balkonfenster eintreten, mit einer Panzerfaust die Haustür aus den Angeln sprengen. Dann: Blendgranaten!

   Kaum hätte sich der Rauch verzogen, würde ich mich, nur mit Handschellen bekleidet, auf einem Küchenhocker wiederfinden. Wahrheitsgemäss würde ich sagen, dass ich weder ein TV-Gerät noch ein Radio besitze und mein Schreibcomputer keinen Internetanschluss hat, nur ein Spiel, auf dem man Tennisbälle von links nach rechts ploppen kann.

   Falls Sie, liebe Leser, sich fragen, wie ein Mensch zu solchen Gewaltsfantasien fähig sein kann, wo er angeblich keinen Fernsehapparat besitzt und sein Computer nicht für Ballerspiele taugt: Ich lese Schund und Polizeimeldungen, und schaue mir im Kino nur B-Filme an. Bloss ein-, zweimal im Jahr sehe ich fern, bei meinem Nachbarn. Weihnachtsansprachen des Bundespräsidenten und Neujahrsspringen.

   Aber nun, da ich vom Nichtgebührenzahler zum Beitragsleister werde, der blechen muss, auch wenn er nur eine Kaffeemaschine besitzt, wird sich mein Leben ändern. Weil es nichts mehr bringt, wenn man keine Apparat hat, habe ich mir diese Wochen einen besorgt, vom Schrott. Ein Riesending. Knistert und brummt beim Einschalten wie ein Atommeiler vor dem Gau. Passend das Bild, es schimmert rötlich. Farbfernsehen habe ich mir anders vorgestellt, und früher hätte ich bei der GEZ angerufen und gefragt, ob man bei den Gebühren was machen kann, da ich nicht die ganze Bandbreite des Gesendeten zu sehen bekomme. Ist jetzt sinnlos.

   Liebe Öffentlich-Rechtlichen, ich will nicht drohen. Ich will euch nur sagen, dass ich kein einfacher Kunde bin. Für mein Geld will ich was Anständiges sehen. Bei Nichtgefallen verfahre ich anders als ein inzwischen geschasster CSU-Sprecher. Ich ruf nicht in der Redaktion an. Ich habe die Nummern der Intendanten. Alle!

 

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