Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. Januar 2013)
 
Getwitter
 

   Ich twittere nicht. Das ist jetzt keine besonders tiefschürfende Feststellung, die man als Grundsatz verkaufen könnte, wie etwa die Behauptung "Ich rauche nicht". Oder, wir wollen niemanden ausschliessen, wie "Ich rauche gerne - und zwar volles Rohr auf Lunge". Dass ich nicht twittere, hängt damit zusammen, dass ich mein Innerstes an dieser Stelle einmal die Woche nach aussen kehren kann. Und wohl auch damit, dass ich gar nicht weiss, wie das geht, das Twittern. Zudem besitze ich gar kein twitterfähiges Gerät. Aber genau weiss ich das nicht.

   Im Grunde ist es auch nicht nötig, selbst zu twittern, um zu erfahren, was auf dem Twitterkanal los ist. Wenn wirklich mal was von Substanz getwittert wird, dann erfährt man das auch aus seiner guten alten Zeitung. Dort habe ich unlängst gelesen, dass der Papst nun auch twittert. Vielleicht muss man das heutzutage tun, um als Papst ernstgenommen zu werden. Und vielleicht ist das auch der Grund, weshalb Boris Becker ein fleissiger Twitterer ist. Als er neulich getwittert hat, dass er unsere Kanzlerin mag, ist ein sogenannter Shitstorm auf ihn nieder gegangen, wei das vielen Leuten nicht geschmeckt hat. Boris muss sich gefühlt haben wie ein Tennisspieler, der eine Million Aufschläge auf einmal parieren muss. Ich finde Shitstorm übrigens kein schönes Wort. Mir gefällt Stahlgetwitter besser.



   Diese Woche twitterte es wieder im Gebälk, weil der Boris den van der Vaarts geraten hat, es sich mit der Trennung zu überlegen. Offenbar darf sich nach Meinung vieler Twitterer jemand zu Liebesdingen nicht äussern, der selbst schon etliche Beziehungen in den Sand gesetzt hat.

   Mir leuchtet diese Logik nicht ein. Ich finde es, um mich auf ein anderes Kampfgebiet zu begeben, überzeugender, wenn sich ein ehemaliger Kriegsteilnehmer gegen den Krieg ausspricht als jemand, der den Krieg nur aus dem Fernsehsessel kennt. Wenn SIe wollen, können SIe das twittern. Und grüssen Sie mir den Boris.

 

Zurück