Ich twittere nicht. Das
ist jetzt keine besonders tiefschürfende Feststellung, die man
als Grundsatz verkaufen könnte, wie etwa die Behauptung "Ich
rauche nicht". Oder, wir wollen niemanden ausschliessen,
wie "Ich rauche gerne - und zwar volles Rohr auf Lunge".
Dass ich nicht twittere, hängt damit zusammen, dass ich mein
Innerstes an dieser Stelle einmal die Woche nach aussen kehren
kann. Und wohl auch damit, dass ich gar nicht weiss, wie das
geht, das Twittern. Zudem besitze ich gar kein twitterfähiges
Gerät. Aber genau weiss ich das nicht.
Im
Grunde ist es auch nicht nötig, selbst zu twittern, um zu erfahren,
was auf dem Twitterkanal los ist. Wenn wirklich mal was von
Substanz getwittert wird, dann erfährt man das auch aus seiner
guten alten Zeitung. Dort habe ich unlängst gelesen, dass der
Papst nun auch twittert. Vielleicht muss man das heutzutage
tun, um als Papst ernstgenommen zu werden. Und vielleicht ist
das auch der Grund, weshalb Boris Becker ein fleissiger Twitterer
ist. Als er neulich getwittert hat, dass er unsere Kanzlerin
mag, ist ein sogenannter Shitstorm auf ihn nieder gegangen,
wei das vielen Leuten nicht geschmeckt hat. Boris muss sich
gefühlt haben wie ein Tennisspieler, der eine Million Aufschläge
auf einmal parieren muss. Ich finde Shitstorm übrigens kein
schönes Wort. Mir gefällt Stahlgetwitter besser.

Diese
Woche twitterte es wieder im Gebälk, weil der Boris den van
der Vaarts geraten hat, es sich mit der Trennung zu überlegen.
Offenbar darf sich nach Meinung vieler Twitterer jemand zu Liebesdingen
nicht äussern, der selbst schon etliche Beziehungen in den Sand
gesetzt hat.
Mir leuchtet diese Logik
nicht ein. Ich finde es, um mich auf ein anderes Kampfgebiet
zu begeben, überzeugender, wenn sich ein ehemaliger Kriegsteilnehmer
gegen den Krieg ausspricht als jemand, der den Krieg nur aus
dem Fernsehsessel kennt. Wenn SIe wollen, können SIe das twittern.
Und grüssen Sie mir den Boris.
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