Es ist Zeit, der Wahrheit
ins aufgedunsene Angesicht zu schauen. Sie grient einen aus
dem Badezimmerspiegel an, feist wie Obelix aus dem Kreml. Es
tröstet auch kaum, dass man sich mit seiner Konturlosigkeit
in bester Gesellschaft befindet. Wo man auch hinblickt: Fleischige
Fiskallippen, zitternde Wohlstandsbäuche, träge Darmkonjunktur.

Die
kalorienhaltigen Feiertage haben ihre Spuren hinterlassen. Weihnachtsgänse,
mächtige Sossen und Marzipankartoffeln, gross und süss wie nordkoreanische
Diktatorenbabys, lassen den Deutschen alljährlich durchschnittlich
um ein bis zwei Kilogramm anwachsen - ein massgeblicher Leidindex
zur Destillation der diesjährigen Inflations- und Flatulenzrate.
Sicher ist nur: Nicht ist mehr sicher. Wer heute dick im Geschäft
ist, kann morgen einem schmatzenden Sparpaket zum Opfer fallen.
Um Sie vor fetten Überraschungen im noch jungen, schlanken Jahr
zu schützen, hat unsere Redaktions-Gerüchteküche einige wohlschmeckende
Diätrezepte zusammengestellt.
Da wäre
zunächst einmal der Thierse-Brei, eine zähe, schnell aufgekochte
Pampe für jeden Tag. Der Nährgehalt ist gleich null. Wirkt antiseptisch
und regional abführend. Man nehme dazu ein paar vertrocknete
Uralt-Ostberliner Schrippen, eventuell Schrullen (keine Wecken!),
lasse diese jahrzehntelang in abgestandenem Spreewasser aufquellen,
knete sie dann mit fein gehacktem Ressentiments ordentlich durch
und beträufle das Ganze mit ein paar Tropfen Rotbartessig aus
den berühmten Hängen des Prenzlauer Bergs, besser bekannt als
Cinque Terre der Blockwarte. Doch Vorsicht: Das Gericht ist
unbekömmlich für Schwaben und andere Nausgeschmeckte. Dann lieber
Wasser und Brot mit einem halben Löffel Gehirnschmalz.

Wer
schnell abnehmen möchte, dem sei die neue Trennkost aus Holland
nach Dr. van der Vaart ans Herz gelegt. Sie ist ungemein durchblutungsfördernd
und effizient wie die Abwehrkette von Ajax Amsterdam. Erst setzt
es eine leckere Ohrfeige, es folgt eine Blutgrätsche, dann schweigt
man sich an, bis die Pfunde purzeln. Wichtig ist, dass man getrennt
voneinander schläft und isst, am besten mit anderen langhaarigen
Kohlehydraten und gut gebauten Eiweisstypen. Toll an dieser
Diät ist, dass man fortan getrost auf das Zählen von Kalorien,
Geld und Nerven verzichten kann.
Eine
Alternative zu dieser Radikalkost: Die pikante Curry-Suppe nach
Rössler-Art mit einem Fettanteil von nur vier Prozent! Die Basis
dieser scharfen Köstlichkeit ist eine gallig-gelbe Brühe aus
profilneurotischen Gockeln und angeschwitztem Altgemüse aus
den hinteren Anbaureihen. Das Geheimnis dieser vor allem bei
Königsmördern beliebten Zwischenmahlzeit: Ein beissend-scharfes
Nebelgewürz, das für frische Darmwinde auf FDP-Parteitagen und
anderen Abnehm-Partys sorgt. Zur Abrundung empfiehlt Starsommelier
Rainer Brüderle einen abstaubtrockenen Heuchelheimer mit bitterer
Note und kurzem Abgang.

Guten
Appetit!
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