Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. Januar 2013)
 
Der Speck muss weg
 

   Es ist Zeit, der Wahrheit ins aufgedunsene Angesicht zu schauen. Sie grient einen aus dem Badezimmerspiegel an, feist wie Obelix aus dem Kreml. Es tröstet auch kaum, dass man sich mit seiner Konturlosigkeit in bester Gesellschaft befindet. Wo man auch hinblickt: Fleischige Fiskallippen, zitternde Wohlstandsbäuche, träge Darmkonjunktur.



   Die kalorienhaltigen Feiertage haben ihre Spuren hinterlassen. Weihnachtsgänse, mächtige Sossen und Marzipankartoffeln, gross und süss wie nordkoreanische Diktatorenbabys, lassen den Deutschen alljährlich durchschnittlich um ein bis zwei Kilogramm anwachsen - ein massgeblicher Leidindex zur Destillation der diesjährigen Inflations- und Flatulenzrate. Sicher ist nur: Nicht ist mehr sicher. Wer heute dick im Geschäft ist, kann morgen einem schmatzenden Sparpaket zum Opfer fallen. Um Sie vor fetten Überraschungen im noch jungen, schlanken Jahr zu schützen, hat unsere Redaktions-Gerüchteküche einige wohlschmeckende Diätrezepte zusammengestellt.

   Da wäre zunächst einmal der Thierse-Brei, eine zähe, schnell aufgekochte Pampe für jeden Tag. Der Nährgehalt ist gleich null. Wirkt antiseptisch und regional abführend. Man nehme dazu ein paar vertrocknete Uralt-Ostberliner Schrippen, eventuell Schrullen (keine Wecken!), lasse diese jahrzehntelang in abgestandenem Spreewasser aufquellen, knete sie dann mit fein gehacktem Ressentiments ordentlich durch und beträufle das Ganze mit ein paar Tropfen Rotbartessig aus den berühmten Hängen des Prenzlauer Bergs, besser bekannt als Cinque Terre der Blockwarte. Doch Vorsicht: Das Gericht ist unbekömmlich für Schwaben und andere Nausgeschmeckte. Dann lieber Wasser und Brot mit einem halben Löffel Gehirnschmalz.



   Wer schnell abnehmen möchte, dem sei die neue Trennkost aus Holland nach Dr. van der Vaart ans Herz gelegt. Sie ist ungemein durchblutungsfördernd und effizient wie die Abwehrkette von Ajax Amsterdam. Erst setzt es eine leckere Ohrfeige, es folgt eine Blutgrätsche, dann schweigt man sich an, bis die Pfunde purzeln. Wichtig ist, dass man getrennt voneinander schläft und isst, am besten mit anderen langhaarigen Kohlehydraten und gut gebauten Eiweisstypen. Toll an dieser Diät ist, dass man fortan getrost auf das Zählen von Kalorien, Geld und Nerven verzichten kann.

   Eine Alternative zu dieser Radikalkost: Die pikante Curry-Suppe nach Rössler-Art mit einem Fettanteil von nur vier Prozent! Die Basis dieser scharfen Köstlichkeit ist eine gallig-gelbe Brühe aus profilneurotischen Gockeln und angeschwitztem Altgemüse aus den hinteren Anbaureihen. Das Geheimnis dieser vor allem bei Königsmördern beliebten Zwischenmahlzeit: Ein beissend-scharfes Nebelgewürz, das für frische Darmwinde auf FDP-Parteitagen und anderen Abnehm-Partys sorgt. Zur Abrundung empfiehlt Starsommelier Rainer Brüderle einen abstaubtrockenen Heuchelheimer mit bitterer Note und kurzem Abgang.



   Guten Appetit!

 

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