Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. Dezember 2012)
 
Mit Tiger
 

   Diese Woche ist in den Kinos die Verfilmung von Yann Martels Roman "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" angelaufen. Ich kenne weder Buch noch Film, erlaube mir aber den Hinweis, dass ich im Falle eines Schiffbruchs nicht mit einem Tiger in einem Rettungsboot sitzen möchte. Zum einen habe ich eine Katzenhaaralergie. Zum anderen bin ich Vegetarier und empfände es als Zumutung, mit einem Fleischfresser ein paar Quadratmeter Boot teilen zu müssen. Und drittens bin ich mit dem Esso-terischen Glaubensatz aufgewachsen, dass der Tiger in den Tank gehört.

   Spinnen wir die Sache nicht weiter und sparen uns das blöde Gesellschaftsspiel, mit wem man am liebsten im Rettungsboot über die Weltmeere treiben möchte. Schiffsuntergänge sind in unseren Breiten eher selten und vollbusige Blondinen nie da, wenn man sie mal braucht. Stürzen wir uns lieber ins pralle Leben deutscher Provenienz und hinein in den Stau. Das ist wirklich mal ein Ort, an dem man zu sich selbst finden kann. Da kann so ein elegisch schaukelnder Kahn mit Grosskatze nicht mithalten.



   Der ADAC hat Mass genommen und ausgerechnet, dass wir es 2012 auf eine Gesamtlänge von knapp 600000 Kilometer gebracht haben. Sechshunderttausend Kilometer Stau! Die Zahl muss man sich auf der Stossstange zergehen lassen. Das reicht vom Autobahnkreuz Stuttgart bis zum Mond und wieder halb retour. Noch aber ist die Stauerei unbefriedigend, weil Stückwerk. Auf 600000 Kilometer kommt man nur, wenn man das tägliche Klein-klein addiert. Was usn fehlt, ist der Mut zum grossen Ganzen, zum Giga-Stau!

   Stellen wir uns vor, aus dem Autoradio käme der Verkehrshinweis: "Liebe Verkehrsteilnehmer, zwischen dem Kreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Mond kommt es auf der ganzen Länge von 600000 Kilometern zu Staus und zähflüssigem Verkehr." Und Sie und ich, also wir mitten drin. Mein lieber Tiger, das wäre ganz grosses Kino. Mit Tiger im Tank und Wackeldackel auf der Hutablage.
 

 

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