Diese Woche ist in den Kinos
die Verfilmung von Yann Martels Roman "Life of Pi - Schiffbruch
mit Tiger" angelaufen. Ich kenne weder Buch noch Film,
erlaube mir aber den Hinweis, dass ich im Falle eines Schiffbruchs
nicht mit einem Tiger in einem Rettungsboot sitzen möchte. Zum
einen habe ich eine Katzenhaaralergie. Zum anderen bin ich Vegetarier
und empfände es als Zumutung, mit einem Fleischfresser ein paar
Quadratmeter Boot teilen zu müssen. Und drittens bin ich mit
dem Esso-terischen Glaubensatz aufgewachsen, dass der Tiger
in den Tank gehört.
Spinnen wir die
Sache nicht weiter und sparen uns das blöde Gesellschaftsspiel,
mit wem man am liebsten im Rettungsboot über die Weltmeere treiben
möchte. Schiffsuntergänge sind in unseren Breiten eher selten
und vollbusige Blondinen nie da, wenn man sie mal braucht. Stürzen
wir uns lieber ins pralle Leben deutscher Provenienz und hinein
in den Stau. Das ist wirklich mal ein Ort, an dem man zu sich
selbst finden kann. Da kann so ein elegisch schaukelnder Kahn
mit Grosskatze nicht mithalten.

Der
ADAC hat Mass genommen und ausgerechnet, dass wir es 2012 auf
eine Gesamtlänge von knapp 600000 Kilometer gebracht haben.
Sechshunderttausend Kilometer Stau! Die Zahl muss man sich auf
der Stossstange zergehen lassen. Das reicht vom Autobahnkreuz
Stuttgart bis zum Mond und wieder halb retour. Noch aber ist
die Stauerei unbefriedigend, weil Stückwerk. Auf 600000 Kilometer
kommt man nur, wenn man das tägliche Klein-klein addiert. Was
usn fehlt, ist der Mut zum grossen Ganzen, zum Giga-Stau!
Stellen
wir uns vor, aus dem Autoradio käme der Verkehrshinweis: "Liebe
Verkehrsteilnehmer, zwischen dem Kreuz Stuttgart und der Anschlussstelle
Mond kommt es auf der ganzen Länge von 600000 Kilometern zu
Staus und zähflüssigem Verkehr." Und Sie und ich, also
wir mitten drin. Mein lieber Tiger, das wäre ganz grosses Kino.
Mit Tiger im Tank und Wackeldackel auf der Hutablage.
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