Laut Maya-Kalender gehen
am 21. Dezember die Lichter aus. Doch es gibt mindestens 33
Gründe gegen die Apokalypse.
1 Der
nächste Weltuntergang. Denn was ihn nicht umbringe, mache
ihn stärker, schwadronierte einst kein Geringerer als Friedrich
Nietzsche. Der Philosoph wusste nämlich, dass der nächste Weltuntergang
stets der schlimmste ist. Und der letzte, den man wider Erwarten
überlebt hat, ein willkommender Anlass, einfach weiterzumachen.
Und zwar selbstbewusster als je zuvor.
2 Die
Fussball-Bundesliga. Auch wenn allen klar sein dürfte, dass
diese elendigen Bayern wieder Meister werden, so ist das noch
lange kein Grund, den Bettel hinzuschmeissen. Bei eminent wichtigen
Frageritualen wie: Wer steigt ab? Wer steigt auf? Warum ist
das Bier nicht kalt? Und: Wie prickelnd ist wohl eine Ganzkörperkontrolle
vor dem Stadion (im Winter?) erübrigt sich jeder Zweifel über
den Sinn des Lebens.
3 Noch
- mindestens - eine grosse, bundesweit geführte und echt spannende
"Wetten dass ...?" - Kandidatenkür. Man möchte
ja unbedingt wissen, wer oder was nach Lanz kommt. Crusty, der
Clown? Ein sprechender ZDF-Automat? Oder wieder diese Goldbären
vertilgende Supernase, deren Name kein Mensch mehr kennt?
4 Die
nächste Steuersenkung. 2013 ist ein Jahr der Wahlen. Irgendjemand
verspricht garantiert Steuersenkungen und eine rosige Zukunft.
Tipp: Genau diese Partei wählen und ganz arg freuen.
5 Die
tolle Figur. Der irre Stress um den bevorstehenden Weltuntergang
lässt die Pfunde purzeln, und zwar besser als jede Frühjahrsdiät
in der "Brigitte". Endlich passt man in die verdammte
Designerjeans. Schon deswegen lohnt sich unbedingt das endlose
Weiter-so-Jammern.
6 Die
nächste Frisurfarbe von Claudia Roth. Die Katastrophenvorstellung
schlechthin: Claudia Roth sitzt beim Friseur, während die Welt
in den Abgrund blickt. Und dann ist niemand da, der uns den
Untergang in den schillerndsten Farben schildern kann.
7 Die
vielen Weihnachtsgeschenke, die man bereits gekauft hat.
Wäre doch schade, wenn man Hunderte von Euro umsonst ausgegeben
hätte - und man mit dem neuen iPhone, der Rolex oder dem Geschenkgutschein
fürs Heliskiing beim Beschenkten keinen Eindruck schinden könnte.
8 Das
Knallen der Sektkorken an Silvester. Ein schönes Geräusch,
das vor allem dann Vorfreude weckt, wenn guter Sekt oder gar
Champagner ausgeschenkt wird. Tut dem Getränk, das Anfang des
20. Jahrhunderts auch als Medizin verschrieben wurde, aber gar
nicht so gut, da zu viel Prickeln entweicht.
9 Der
nächste Frühling. Der Winter ist bei allem Glanz dann doch
eher deprimierend: Es ist kalt, matschig und glatt. Ein schlechter
Zeitpunkt, um abzutreten. Schliesslich folgt auf den Winter
immer der Frühling. Alles blüht, wächst und gedeiht - von den
Frühlingsgefühlen ganz zu schweigen. Nur einen noch.
10 Der
WM-Titel. Seit Jahren begeistern Jogis Jungs mit gepflegtem
Kurzpassspiel und einem für die Teutonen ungewohnten Zauberfussball.
Allein zum Titel hat es in diesem Jahrtausend noch nicht gereicht.
Das muss anders werden - spätestens 2014 in Brasilien. Was nach
dem vierten Weltmeistertitel passiert - geschenkt. Schliesslich
soll man ja aufhören, wenn's am schönsten ist.
11 Ein
Preis für Til Schweiger. Er ist jung, gut aussehend - und
eine Granate im Bett. Findet Til Schweiger. Da jung, gut aussehend
und vor allem eine Granate im Bett kein Ding für die Ewigkeit
sind, muss vor der Apokalypse noch was Bleibendes her. EIn halbsweg
renomierter Preis, kein Bambi oder so'n Quatsch - und wenn es
nur die Goldene Himbeere ist.
12 Die
Zeitung vom morgen. Wenn schon untergehen, dann doch bitte
bestens informiert. Schliesslich will man doch wissen, warum
der Planet gerade zum Teufel fährt. Eine Tasse Kaffee und die
Zeitung von morgen, in der das Geschehen gewohnt unaufgeregt
eingeordnet und kommentiert wird, muss schon drin sein.
13 Snobismus.
Ein Weltuntergang ist der Masse über das Individuum. Alle sind
gleich, alle gehen unter, alle sind weg, es gibt keine Sieger,
nur Verlierer. Ein bisschen wie Nordkorea. Das kann nicht schön
sein. Wenn sonst jemand stirbt, gibt es immer welche, die sich
darüber freuen: Erben, Bestattungsunternehmer, ärgste Feinde.
Nicht so beim Weltuntergang: Alle im Orkus. Der Mensch hat was
Besseres verdient, als zusammen mit den anderen Menschen unterzugehen.
14 Lektüre
der Zukunft. In jedem Haushalt stehen ein paar ungelesene
Bücher, die man selbstverständlich noch lesen will, zum Beispiel
"Der Untergang des Abendlandes". Zugegeben, die meisten
davon wird man vor dem eigenen Ableben wohl nicht mehr lesen,
weil immer was dazwischenkommt. Und von diesem Aufschieberitis
soll man sich durch einen gut vorhergesagten Weltuntergang abbringen
lassen? Niemals!
15 Der
Vorrat. Wenn man schon ein bisschen älter ist, so um die
30, neigt man dazu, bestimmte Dinge in mehrfacher Ausfertigung
zu erwerben. Unterhosen, Rasierklingen, Strümpfe. Zehnmal Modell
"Airport" in Dunkelbau, bitte! Wenn nun der Weltuntergang
zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt, kann es sein, dass im
Kleiderschrank Dutzende von nie getragenen Strümpfen, Unterhosen
und T-Shirts zurückbleiben. Angesichts der Preise ist das schlimmer
als schade: Eine Schande.
16 Die
Wette. Wer 20 Euro darauf gesetzt hat, dass Lazio Rom italienischer
Fussballmeister wird, möchte auch das Saisonende miterleben.
Selbst wenn er nicht daran glaubt, dass es Lazio (im Moment
auf Platz vier) noch schafft.
17 Was
nachkommt, ist selten besser. Die Welt mag ihre Fehler haben,
aber die Alternativen sind auch nicht gerade verlockend. Totsein
ist - je nachdem, woran man glaubt - schmerzhaft bis langweilig.
Bis ein neuer Planet gefunden wurde, den die Menschheit quälen
kann, muss die Welt durchhalten.
18 Stuttgart
21. Seit gefühlten 50 Jahren wird über das Projekt gestritten.
Ein Jammer, wenn es nie zu einer endgültigen Entscheidung käme.
19 Die
Kälte. Wenn schon Weltuntergang, dann bitte nicht bei Schmuddelwetter
und Minusgraden. Im Sommer, mit einem kühlen Drink in der Hand,
kann man dem Ende viel gelassener entgegensehen.
20 "Django
Unchained". Der neue Film von Quentin Tarantino läuft
im Januar in deutschen Kinos an. Christoph Waltz als altkluger
Kopfgeldjäger, Leonardo DiCaprio als diabolischer Plantagenbesitzer.
Seit Wochen machen einem Trailer den Mund wässrig. Unmöglich,
das zu verpassen!
21 Der
Resturlaub. Stand jetzt stehen bei mir noch fast drei Wochen
aus, die abgefeiert werden müssen. Geht schon rein rechnerisch
nicht bis zum 21. Dezember. Und der Sachbearbeiter in der Personalabteilung
ist unter keinen Umständen bereit, den Urlaub auszuzahlen.Sonst
könnte man ja vor der Apokalypse mit der Mörderkohle noch ordentlich
einen draufmachen ...
22 Der
Nachwuchs. Wozu setzt man Kinder in die Welt, wischt ihnen
jahrelang den Hintern sauber, fährt sie eine gefühlte Ewigkeit
morgens in die Schule, gibt ein halbes Vermögen für Geigenunterricht
aus und verzichtet auf Luxusreisen, wenn die Blagen nicht erwachsen
werden dürfen? Alle Eltern dieser Welt haben ein Recht auf die
Post-Kinder-Phase!
23 Ostern
bei den Schwiegereltern. Lecker Pastetchen, Putengeschnetzeltes,
reichlich Salat, gut gekühlter Weisswein, zum Dessert eine riesige
Schüssel voller Eiscreme nebst frischer Ananas. Keine Atempause.
Kaum, dass die Teller abgeräumt sind, wird Kaffee und Kuchen
aufgetischt. Und um fünf Uhr geht man pappsatt und glücklich
wieder heim. Herrlich, diese Aussichten.
24 Das
neue iPhone 6. Kaum hat Apple ein neues Modell auf den Markt
gebracht, ist es wieder veraltet. Aber die nächste Generation
soll Sachen können, die glaubt man echt nicht: 3-D-Kamera, automatisches
Bezahlen an Supermarktkassen, endlich ordentliches Kartenmaterial
und was weiss ich nich noch alles. Muss man haben.
25 Die
nächsten Nobelpreise. Der Nobelpreis für Literatur ging
in diesem Jahr an einen Zensurbefürworter in China. Was kommt
als Nächstes? Eine Auszeichnung für einen Kreationisten in der
Kategorie Medizin, der Friedensnobelpreis für die Jungs von
Hamas und Bibi Netanjahu? Fragen, die erst 2013 beantwortet
werden.
26 Die
Energie der Zukunft. Atomkraft? Nein, danke! Kohle? Problematisch.
Öl? Wohl auch nicht von Dauer. Stattdessen soll es nun Wasser,
Sonne und Wind richten. Nach all den Jahren des Tüftelns
würde man am Ende aber gerne noch wissen, was die Energie der
Zukunft ist.
27 Der
schnurrende General. CSU-Chef Horst Seehofer hat angekündigt,
dass sich die CSU künftig anständig aufführen wird. Schliesslich
ist 2013 Bundestagwahl. Die CSU werde schnurren wie ein Kätzchen,
versprach Seehofer. EIn schnurrender CSU-General Alexander Dobrindt,
der sich an Mutti schmiegt, während er dem ZDF eine nett gemeinte
Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlässt. Dass muss man
erlebt haben.
28 Olympia.
Das Internationale Olympische Komitee tut wirklich alles, um
die Spiele noch attraktiver zu machen. Beispiel: Beachvolleyball
der Frauen in genau abgemessenen knappen Höschen. Da jodelt
die Quote. Demnächst folgen Golf und Rugby. Aber das kann noch
nicht das Ende gewesen sein (ausserdem will man ja sehen, in
welchen Höschen die Rugby-Spieler über den Platz rennen).
29 Die
Wiedereraufstehung der FDP. Selbstdemontage ist ihr Metier.
2013 wird gewählt, und es sieht nicht gut aus. Überhaupt nicht
gut. Wer 33 nach Christus verpasst hat, erlebt im nächsten Jahr
die Auferstehung von den Toten II. Warum? Weil am Ende doch
wieder fünf Prozent die Liberalen wählen. Und wenn es nur aus
Mitleid ist.
30 Was
macht eigentlich Josef Blatter? Der Fifa-Chef, dessen Auftritte
wohl nur noch hartgesottene Stromberg-Fans schadlos überstehen.
Soll Teflon-Sepp wirklilch bis zum jüngsten Tag den Fussball
regieren? Eine grässliche Vorstellung.
31 Silvios
Rückkehr. Nach dem Tod Kim Young Ils und Muammar Gadafis
Bad in der Menge musste man befürchten, dass die Zeit der geistig
und hormonell verwirrten Staatschefs vorbei sei. Da erreicht
uns die frohe Kunde, dass Silvio Berlusconi sein Comeback plant.
Zugegeben, für Europa ist der Medienmogul und Politiker-Mime
der nächste Schritt Richtung Abgrund. Aber dank der Eskapaden
des personifizierten Samenstaus hat man wenigstens was zum Lachen.
Dem frivolen Lustgreis ist selbst eine Gummipuppe als Ministerin
zuzutrauen.
32 Mutterns
Weihnachtsgans. Das ganze Jahr über ist sie fröhlich über
die Wiese gewatschelt. Hat geschnattert, gefressen und was man
als Bio-Gans eben sonst noch so tut. Das ist nun vorbei. An
Weihnachten wartet Mutterns Ofen. Aus organisatorischen Gründen
dieses Jahr erst am 26.
33 Das
neue Album von Tocotronic. Es erscheint im Januar, heisst
"Wie wir leben wollen". Es wird mehr als nur Musik
sein. Ein Statement.
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