Viele Menschen stürzen sich
ja, weil sie nichts Besseres zu tun haben, aus dem All auf die
Erde und lassen sich dafür von einem österreichischen Brausehersteller
bezahlen. Wären sie oben geblieben, hätten sie in der Adventszeit
ein gleichermassen faszinierendes Spektakel erlebt. Ein Dunstschleier
aus Zimt, Anis, Bratwurst und Schweiss steigt aus Mitteleuropa
auf eine Höhe von bis zu 12000 Kilometern. Brause-Abenteurer,
Schweine im Weltall und die Heizer in den nordkoreanischen Weltraumstationen
klagen über Übelkeit, Wutattacken und Heisshunger.

Die
Wolke entweicht Glühweinkesseln, Garküchen und aufgerissenen
Mündern - ein Gruchsinferno, dessen Quelle die Weihnachtsmärkte
sind, die sich ausdehnen wie Hausschwamm und schon an die entlegensten
Vororte heranrücken. Wer dort arglos die Tür öffnet, wird von
einer Gewürznelke umarmt, die meistens Vreni Rüttiman heisst
und aus der Schweiz kommt. Will er sich an einer Thüringer Wurst
(aussen schwarz, innen kalt) festhalten, werden ihm von einem
maulfaulen bulgarischen Lohnsklaven 6,50 Euro kassiert.
Dennoch
muss man den Weihnachtsmarkt als Teil der Adventsraserei ansehen.
Wer einige Regeln beachtet, steigert die Überlebenschancen.
In den Glühwein sollte man vor dem ersten Schluck eine Aspirin-Tablette
samt Verpackung werfen. Die Hülle wird zersetzt, und der Inhalt
schäumt lustig auf, wenn er in Kontakt mit Heissgetränkemischungen
des Typs "Santa Klaus Winterhölle" oder "Finnischer
Totensonntag" kommt.
Wer nach
diesem Horsd'oeuvre von peristaltischen Explosionen im Verdauungstrakt
vorwärtsgetrieben wird und nicht weiss wohin, drängt sich an
einen runden Tisch, der von grölenden Zimtstangen mit Zipfelmützen
besetzt ist. Ein Klumpen Früchtebrot im Ohr schützt vor den
Schockwellen des Liederkranzes Wahnfried, der sich in der Nähe
formatiert hat. Tritt der Besucher beim Weitgehen in etwas Weiches,
ist dies eine aufgedunsene Schokomarone oder eine Lederhose
samt Inhalt. Am schönsten gluckert es an den reservierten Tischen
der Insolvenzberater. Unter einer Figur des heiligen Antonius,
des Schutzheiligen der Totengräber, wird eine Melange aus Weihwasser
und Château Haut-Bailly ausgeschenkt. Die Bedienung schüttelt
ein wenig Goldstaub über die leutselige Rund und bekommt ein
paar Hunderttausend Euro Trinkgeld, wenn sie ihre Kittelschürze
lockert. Drei Stunden später werden die Titankrawatten gelöst.
Höhepunkt der Gaudi: In einem Schmalzgebäck den versteckten
Pleitier des nächsten Jahres zu finden. Wer's schafft, muss
auf dem Kopf stehend einen Hamburger vom Kobe-Rind essen.

Wer
das alles nicht mehr aushält, flieht in die Einsamkeit der Berge,
wird dort von einem Skilehrer aufgesammelt und muss Slalom um
Zimtstangen fahren. Spätestens dann wird er ohnmächtig und schläft
durch bis Mai. Wenn er aufwacht, scheint die Sonne. Ein wenig
Zimtduft liegt allerdings noch immer in der Luft.
|