Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Dezember 2012)
 
Viel Wind
 

   Die Welt ist schlecht. Das merkt man am ehesten an sich selbst. Nicht, dass man schon immer schlecht war. Aber als Produkt dieser Gesellschaft ist einem gar nichts anderes übrig geblieben, als sich anzupassen und schlecht zu werden. Man merkt es an Kleinigkeiten.

   Zu gern hätte ich der Firma Starmix aus Reichenbach an der Fils auf die Sprünge geholfen. Die Firma ist in der Windbranche tätig, sie stellt Staubsauger und Haartrockner her und sucht für einen neuen Industriestaubsauger einen originellen Werbespruch. Ausser heisser Luft und Anzüglichem ist mir nichts eingefallen. Ich kenne mich mit dem Texten von Werbebotschaften nicht aus, aber ich glaube, die Königsdisziplin ist die Staubsaugerreklame.



   Als junger, unverbrauchter Mensch wären flotte Sprüche zu einem Industriestaubsauger nur so aus mir herausgesprudelt. Ab einem gewissen Alter ist man dermassen mit Reklameslogans zugemüllt, dass einem nur noch Säuisches in den Sinn kommt. Ich glaube, das ist sogar bei sexuell völlig normal orientierten Menschen so. Man muss dazu nicht mit einem Staubsauger in wilder Ehe leben.

   Beim Stichwort Staubsaugerreklame muss ich an den Loriot-Sketch "Vertreterbesuch" denken. Sie erinnern sich? Frau Hoppenstedt wird im Treppenhaus von einem Weinvertreter (Pallhuber & Söhne) abgefangen. Sie nimmt den Mann mit in die Wohnung, es werden Fläschchen geköpft, ein Staubsaugervertreter stösst dazu, der einen Saugbläser namens Heinzelmann verkaufen will. Mit dem praktischen Gerät kann man in einem Aufwasch Staub saugen und Haare trocknen. "Es bläst und saugt der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann" lautet der Slogan für den Sauger. Am Ende sagt die angeschickerte Frau Hoppenstedt: "Es bläst und saugt der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann."

   Bis vor Kurzem konnte man sich den Sketch in voller Länge auf Youtube reinziehen. Inzwischen ist er, aus urheberrechtlichen Gründen wohl, gelöscht. Mich ärgert das nicht. Dies ist eine Chance, Ballst abzuwerfen und zu vergessen.
 

 

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