Die Kastelruther Spatzen
haben es diese Woche von den Dächern gepfiffen: Nicht jeder
Ton, der in der Schunkel-Branche auf CD verkauft wird, stammt
von denen, die auf der Verpackung dafür den Kopf hinhalten.
Das ist, meine Damen und Herren, kein Skandal, sondern in Wahrheit
nur zu unserem Besten. Im Grunde sollte man dankbar sein, wenn
auf CD Musikanten in die Tasten greifen oder auf die Pauke hauen,
die den Beruf gelernt haben, und nicht die, deren solariumgegerbter
Bauernschädel besser mit dem Trachtenjanker harmoniert.
Offenbar
sind die weisen Worte eines deutschen Altkanzlers in Vergessenheit
geraten, der die Welt gemahnt hat, dass nur zählt, was hinten
rauskommt. Wir verfahren an dieser Stelle seit Jahren nach dieser
Devise. Oder haben Sie wirlklich geglaubt, dass diese Kolumne
jedes Mal von der Knallcharge geschrieben wird, die dafür ihren
Namen hergibt? Würden wir das tun, könnten wir das Niveau kaum
halten. Die noble Aufgabe des eingangs als Autor aufgeführten
Herrn besteht darin, die Leserpost zu beantworten. Die Texte
werden von eingekauften Satireprofis verfasst.

Andere
Baustelle: In etlichen Tageszeitungen waren diese Woche Interviews
mit dem New Yorker Songwriter Lou Reed zu lesen. Offenbar ist
das Mitteilungsbedürfnis des Künstlers gegenüber Journalisten
nicht sehr ausgeprägt, weshalb man als Leser einigermassen irritiert
zurückblieb. Drogen? Jetlag? Kein Bock? Ein vielversprechender
Ansatz könnte es sein, wenn Lou Reed für seine Interviews professionelle
Antwortgeber einstellt. Auf den deutschsprachigen Raum übertragen,
böten sich da die Kastelruther Spatzen an, die vom Plattencover.
Vielleicht könnten die Männer dabei eine Virtuosität entfalten,
die ihnen am Instrument verwehrt bleibt.
An
diesem Samstag, 20.15 Uhr, ARD, wollen die Kastelruther Spatzen
im "Musikantenstadl" beweisen, dass sie es können.
Nehmen Sie das als Programmhinweise. Oder als Warnung.
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