Weiss eigentlich jemand,
warum Menschen, die mit einem Jesus-Aufkleber am Wagenheck spazierenfahren,
so gottsallmächtig schlechte Autofahrer sind? Ich kann das natürlich
nicht beweisen, vielleicht sind Menschen, die beim Deutschen
Tierschutzbund sind, noch schlechtere Autofahrer, und sie fallen
einem nur deshalb nicht auf, weil sie ihre Mitgliedschaft nicht
am Autoheck bekunden. Vielleicht fahren Architektengattinnen
einen noch grösseren Stiefel zusammen. Aber woran will man sie
erkennen?
Man hat so seine Erfahrungswerte.
Deshalb mache ich jedes Mal, wenn vor mir ein Auto mit Jesus-Aufkleber
auftaucht, ein Kreuz. Es ist nicht so, dass Menschen mit Jesus-Aufkleber
besonders langsam unterwegs sind. Das würde mich nicht stören.
Ich bin 51 Jahre alt und fahre wie ein Rentner (alle Ruheständler,
die im vergangenen halben Jahr einen oder mehrere Strafzettel
wegen Geschwindigkeitsüberschreitung bekommen haben, mögen mir
verzeihen. Der Rest darf sich angesprochen fühlen). Menschen
mit Jesus-Aufkleber am Heck sind nach meiner Beobachtung unsichere
Kantonisten. Sie bremsen, obwohl es nichts zu bremsen gibt.
Sie wechseln unvermittelt die Spur, wenn überhaupt, dann blinken
sie hinterher.

Mir
scheint es, als seien sie mit anderen, aus ihrer Warte wohl
wichtigeren Dingen beschäftigt, als betrieben sie das Autofahren
nebenher. Vielleicht macht ihnen eine schwierige Bibelstelle
zu schaffen. Vielleicht überlegen sie, wie sich Jesus jetzt
verhalten hätte. Vielleicht ist es sogar so, dass sich Christenmenschen
im Allgemeinen mit dem Autofahren schwertun. Mann kennt die
christliche Seefahrt, aber von einer christlichen Autofahrt
hat man noch nie etwas gehört.
Vielleicht
kennt der Fahrer eines roten Audi A4 die Antwort, der am Mittwoch
gegen 14 Uhr die Hohenheimer Strasse in Stuttgart unter Zuhilfenahme
von zwei Fahrspuren stadtauswärts gefahren ist. Auf seinem Audi
stand "Jesus - die einzige Hoffnung für dich". Ich
habe für den Mann gebetet.
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