Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. September 2012)
 
Wir danken Allah und dem lieben Gott
 

   Nie, meine Damen und Herren, war es einfacher, mit billiger Satire Aufmerksamkeit zu erregen. Schon die Ankündigung der "Titanic"-Kollegen, dass man sich im nächsten Heft vielseitig mit dem Islam beschäftige, sorgt (womöglich nich nur medal) für ein Höchstmass an Erregung. Ausgerechnet in solchen Zeiten können wir unser Mohammed-Witzebuch nicht wiederfinden. Es ist zum Heulen. Aber wenden wir uns einem anderen heissen Eisen zu.

   Immer Ärger mit Adolf. In Österreich, war diese Woche zu lesen, werde darüber diskutiert, was man mit Hitlers Geburtshaus machen soll. Das zweistöckige Gebäude in Braunau stehe seit mehr als einem Jahr leer, meldete die Teutsche-Presse-Agentur. Wie wird man so einer Immobilie gerecht? Soll man sie braun anstreichen und zum antifaschistischen Mahnmal erklären? Bewohnbar im eigentlichen Sinn ist so ein Objekt ja wohl nicht. Oder wollten Sie da Nazis?



   Hitler habe in diesem Haus die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht, hiess es. Man weiss es zwar, aber dennoch ist es eine komische Vorstellung, dass so ein Verbrecher auch mal ein Kind war. Wie haben ihn seine Spielkameraden gerufen? Oder hatte er gar keine, weil er immer nur "Führer" sein wollte? Hat sich Deutschlands erster ZDF-Historiker, der nun bald scheidende Professor Guido Knopp ("Weltenbrand"), schon mal mit dem Thema befasst? "Hitler, das Flaschenkind", "Flegeljahre eines Diktators". Wir wissen es nicht. Und wir wollen es auch gar nicht wissen.

   Blicken wir in den uns noch verbleibenden Zeilen in dieser von Haus aus rückwärtsgewandten Kolumne lieber in die Zukunft. Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft, weil sie ungewiss ist. Kann man verstehen. Doch damit ist nun Schluss, gibt es doch eine Software, die uns in die Zukunft sehen lässt und es uns erlaubt, die Glaskugel, von der man nie wusste, ob sie richtig funkioniert, zum Altglas-Container zu bringen. Alle Mitglieder unserer Redaktion installierten diese Woche eine App auf ihre Handtelefone, die Erstaunliches vermag. Sie lässt Menschen auf Fotos binnen Sekunden alt aussehen. Das Haar wird licht und grau, das Gesicht fad und faltig, das Kinn vervielfältigt sich.

   Da wir vor keinem noch so kühnen Menschenversuch zurückschrecken, haben wir das Programm auf Herz und Nieren getestet und sind zu einer sensationellen Einsicht gelangt. Mit den Gesichtern von jungen Leuten geschieht Schlimmes. Sie schauen aus, als hätten sie die vergangenen 1000 Jahre vor einem Apple-Shop biwakiert, um bei der Auslieferung des iPhone 5 die Ersten zu sein.



   Anders schaut es bei uns Älteren aus. Die Unterschiede sind marginal. Manchmal muss man schon genau hinschauen, um überhaupt eine Veränderung zu erkennen. Wir lernen daraus: Je älte man wird, desto weniger gibt es einen Grund, sich vor der Zukunft zu fürchten. Für diese Erkenntnis danken wir dem lieben Gott, Allah oder wer sonst noch seine Finger bei der Entwicklung der Software im Spiel hatte.
 

 

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