Nie, meine Damen und Herren,
war es einfacher, mit billiger Satire Aufmerksamkeit zu erregen.
Schon die Ankündigung der "Titanic"-Kollegen, dass
man sich im nächsten Heft vielseitig mit dem Islam beschäftige,
sorgt (womöglich nich nur medal) für ein Höchstmass an Erregung.
Ausgerechnet in solchen Zeiten können wir unser Mohammed-Witzebuch
nicht wiederfinden. Es ist zum Heulen. Aber wenden wir uns einem
anderen heissen Eisen zu.
Immer Ärger
mit Adolf. In Österreich, war diese Woche zu lesen, werde darüber
diskutiert, was man mit Hitlers Geburtshaus machen soll. Das
zweistöckige Gebäude in Braunau stehe seit mehr als einem Jahr
leer, meldete die Teutsche-Presse-Agentur. Wie wird man so einer
Immobilie gerecht? Soll man sie braun anstreichen und zum antifaschistischen
Mahnmal erklären? Bewohnbar im eigentlichen Sinn ist so ein
Objekt ja wohl nicht. Oder wollten Sie da Nazis?

Hitler
habe in diesem Haus die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht,
hiess es. Man weiss es zwar, aber dennoch ist es eine komische
Vorstellung, dass so ein Verbrecher auch mal ein Kind war. Wie
haben ihn seine Spielkameraden gerufen? Oder hatte er gar keine,
weil er immer nur "Führer" sein wollte? Hat sich Deutschlands
erster ZDF-Historiker, der nun bald scheidende Professor Guido
Knopp ("Weltenbrand"), schon mal mit dem Thema befasst?
"Hitler, das Flaschenkind", "Flegeljahre eines
Diktators". Wir wissen es nicht. Und wir wollen es auch
gar nicht wissen.
Blicken wir in den
uns noch verbleibenden Zeilen in dieser von Haus aus rückwärtsgewandten
Kolumne lieber in die Zukunft. Viele Menschen haben Angst vor
der Zukunft, weil sie ungewiss ist. Kann man verstehen. Doch
damit ist nun Schluss, gibt es doch eine Software, die uns in
die Zukunft sehen lässt und es uns erlaubt, die Glaskugel, von
der man nie wusste, ob sie richtig funkioniert, zum Altglas-Container
zu bringen. Alle Mitglieder unserer Redaktion installierten
diese Woche eine App auf ihre Handtelefone, die Erstaunliches
vermag. Sie lässt Menschen auf Fotos binnen Sekunden alt aussehen.
Das Haar wird licht und grau, das Gesicht fad und faltig, das
Kinn vervielfältigt sich.
Da wir vor
keinem noch so kühnen Menschenversuch zurückschrecken, haben
wir das Programm auf Herz und Nieren getestet und sind zu einer
sensationellen Einsicht gelangt. Mit den Gesichtern von jungen
Leuten geschieht Schlimmes. Sie schauen aus, als hätten sie
die vergangenen 1000 Jahre vor einem Apple-Shop biwakiert, um
bei der Auslieferung des iPhone 5 die Ersten zu sein.

Anders
schaut es bei uns Älteren aus. Die Unterschiede sind marginal.
Manchmal muss man schon genau hinschauen, um überhaupt eine
Veränderung zu erkennen. Wir lernen daraus: Je älte man wird,
desto weniger gibt es einen Grund, sich vor der Zukunft zu fürchten.
Für diese Erkenntnis danken wir dem lieben Gott, Allah oder
wer sonst noch seine Finger bei der Entwicklung der Software
im Spiel hatte.
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