Der russische Präsident
Wladimir Putin ist nicht nur ein ausgewiesener Menschenfreund.
Er hat auch ein Herz für Tiere. In besonderem Mass fühlt er
sich für Geschöpfe verantwortlich, die in seinem Reich gestrandet
sind. Aus diesem Grund hat sich der starke Mann im Kreml diese
Woche am Polarkreis einen Ultraleichtflieger umgeschnallt, sich
mitsamt einem Co-Piloten in die Lüfte erhoben und jungen Kranichen
den Weg zu ihrem Winterquartier in den Süden gewiesen. Putin
ist nicht die volle Strecke vorausgeflogen, aber so weit, bis
die Jungspunde wussten, wo es langgeht.
Was
für ein Bild: Ein Staatenlenker, der elternlose Vögel auf Kurs
bringt. Was auf den ersten Blick wie ein billiger PR-Gag wirkt,
war in Wahrheit ganz schön teuer. Umgerechnet 18000 Euro soll
das Fluggerät gekostet haben, das Putin von seinem Jahresgehalt
(84000 Euro) bezahlt haben will. Das wundert die russische Presse,
und sie fragt sich, warum der Flieger nicht in der öffentlichen
Deklariation von Putins Vermögensgegenständen auftaucht. Obacht,
Kollegen, nicht zu kritisch nachfragen, sonst wird man euch
als Überbringer der schlechten Nachricht an den Pranger stellen
und über euch sagen: Die Presse und der Umweltschutz / die ziehen
alles in den Schmutz.
Ein Präsident,
der Zugvögeln den Weg in die Freiheit weist, ist eine Botschaft,
die von Mensch und Tier verstanden wird. Wie gern hätten wir
in dieser Woche geschrieben: "Kanzlerin Merkel nimmt streikende
Flugbegleiter der Kranichfluglinie Lufthansa unter ihre Fittiche."
Aber nein, bei uns hält sich die Politik raus aus Arbeitskämpfen
und deshalb bleiben uns poetische Höhenflüge dieser Sorte auf
ewig verwehrt.
Die Jungvögel sind dem
Ultraleichtflieger übrigens nicht deshalb gefolgt, weil er von
Putin geflogen wurde. Aus Lautsprechern an Bord tönt das Krächzen
eines Muttertiers. Egal. Uns beflügelt Putins Grosstat zu einer
Aussage, die wir, ortografisch leicht abgewandelt, eher dem
früheren italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi angehängt
hätten: Wladimir Putin ist gut zu Vögeln.
|