Eine nervenaufreibende Woche
liegt hinter uns. Kaum dass die "Bild" uns mit dem
Gerücht schockiert hat, die Heidi hätte nun doch etwas mit ihrem
Leibwächter laufen, schlug auch schon Mama Nationale Ursula
von der Leyen Alarm. Mit belegter Stimme kondolierte die Arbeitsministerin
allen künftigen Rentnern zu ihrer kommenden Altersarmut.
Danke
auch.
So eine Hiobsbotschaft bringt
augenblicklich alles durcheinander. Man fragt sich, wozu das
alles? Soll man riestern? Braucht man wirklich eine Zuschussrente?
Oder wäre ein Strick besser? Plötzlich schnurrt das eigene Leben
an dem inneren Auge vorbei wie ein neuer Golf VII (oder Golf
VIII oder Golf CLXXIII): Mutlos, teuer, zu wenig Extras. Gerührt
erinnert man sich an die eigene Kindheit und die ersten Berufswünsche.
Wollte man nicht irgendetwas mit Medien machen? Leibwächter
eines verlassenen Katalogmodels werden? Oder doch als Stewardess
bei der Lufthansa anheuern, weil die einfach mehr verdienen
als die anderen und so aparte Streikleibchen tragen? Nein. Schon
früher entschied man sich für den schönsten aller schönen Berufe:
Staatlich geprüfter Rentner.

Denn
der gemeine Rentner, das weiss jedes Kind, hatte schon immer
und jetzt sowieso keinen Grund zu klagen. Er geniesst eine Phase
voller Kreativität und Leidenschaft, fährt auf der dreispurigen
Autobahn des Lebens stets auf der mittleren Spur. Man denke
da nur an den spät berufenen Schreib-Erotomanen Marin Walser
("Eine fliehende Stute", "Der dreizehnte Schniedel"),
den spät gebärenden Ulrich Wickert ("Tagesthemen",
"Gott schuf mich") oder auch an diesen spät vollendeten
Helmut Schmidt (wer immer das auch sein mag).
Mit
ihrer satten Rentenerhöhung von letztens 0,99 Prozent (!), dem
zinslosen Kredit von einem Urenkel und den Carepaketen aus Griechenland
kompensieren die 20 Millionen Rentner hierzulande locker die
explodierenden Stadtmieten und Energiepreise. Meist treffen
sie sich - falls sie nicht im Stadtpark Leergut aufsammeln,
betteln oder in verschwitzten Spandex-Klamotten auf Bahnsteigen
zittern, weil sie gleich von Jungneonazis und Migranten eins
auf den Fahrradhelm bekommen - zum Stelldichein in einem der
zahllosen Wartezimmer verwaister deutscher Kassenarztpraxen.
Dort warten sie - falls sie nicht friedlich einschlafen - geduldig
stunden- oder jahrelang darauf, nicht aufgerufen zu werden.
Bei Blutdruckmessungen und kleineren Organverpflanzungen hilft
man sich gegenseitig. Danach noch schnell zum Aquarellkurs oder
mit dem Golf II Automatik zum attraktiven Nebenjob - falls einem
die Grünen nicht schon den Führerschein abgeluchst haben. Ansonsten
Kaffeekännchen und Kuchen bis der Hosenbund reisst - für was
Gesünderes reicht's eh nicht.

So
macht das Alter richtig Spass, denkt sich Generation Golf VII
und freut sich bereits auf die versprochene Altersarmut der
Ministerin - mit oder ohne Abschussrente. Es kann schliesslich
nur besser werden.
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