Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. August 2012)
 
Gleichwarm
 

   Das Schicksal der Menschheit besteht aus ihrem unflexiblen Organismus. Ist es heiss, schwitzen wir. Ist es kalt, frieren wir. Das ist das komplette Programm. Soll zwar alles der Regulierung der Körpertemperatur dienen. Aber zu welchem Preis?

   In dieser Woche legte sich das Schicksal der Menschheit wie ein bleierner Vorhang aufs Gemüt. Es war heiss. Sehr heiss. Draussen stieg die Temperatur auf 36 Grad, und drinnen sassen wir, zu Hitzepickeln mutiert, um Abkühlung flehend, doch alles, was wir bekamen, war war der unflexible Organismus der Menschheit. Der weiss sich bei Hitze grundsätzlich nicht anders zu helfen als zu schwitzen. Er könnte sich selbst einen Ventilator einbauen oder wenigstens ruhig bleiben. Stattdessen diese unangenehm-feuchte Überreaktion.

   Der Produktivität am Arbeitsplatz ist damit nicht geholfen. Im Gegenteil. Die ungute Gleichung mit mehreren Bekannten geht so: Schwitzen am Schreibtisch plus unangenehmes Körpergefühl plus kein Ventilator ist gleich verfrühter Wunsch nach Feierabend. So sieht es aus, das Schicksal der gleichwarmen Lebewesen.

   Wechselwarme Lebewesen, im Gegensatz, wissen sich in Tagen wie diesen viel besser zu helfen. Die Eidechsen sind das beste Beispiel. Scheint die Sonne und ist es heiss draussen, fahren sie ihre Körpertemperatur hoch und werden geschäftig. Sie flitzen umher, treffen ihre Artgenossen, besuchen Eidechsen-Kongresse und bauen neue Eidechsen-Stadtteile. Ist es kalt draussen, drehen sie ihre Körpertemperatur herunter und werden träge.

   Das darf aber die gleichwarmen Lebewesen nicht nicht davon abschrecken, die wechselwarmen als Vorbild zu nehmen. Was könnten wir bei Hitze alles leisten, wären wir wie die Eidechsen!

   Bei Kälte könnten wir es einfach wie die Bienen machen. Die helfen sich mit kollektivem Muskelzittern, damit sie nicht erfrieren. Wenn es also demnächst wieder Winter wird, brauchen wir nicht blau anzulaufen, sondern zittern kollektiv. So sieht Flexiblität aus.
 

 

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