Das Schicksal der Menschheit
besteht aus ihrem unflexiblen Organismus. Ist es heiss, schwitzen
wir. Ist es kalt, frieren wir. Das ist das komplette Programm.
Soll zwar alles der Regulierung der Körpertemperatur dienen.
Aber zu welchem Preis?
In dieser Woche
legte sich das Schicksal der Menschheit wie ein bleierner Vorhang
aufs Gemüt. Es war heiss. Sehr heiss. Draussen stieg die Temperatur
auf 36 Grad, und drinnen sassen wir, zu Hitzepickeln mutiert,
um Abkühlung flehend, doch alles, was wir bekamen, war war der
unflexible Organismus der Menschheit. Der weiss sich bei Hitze
grundsätzlich nicht anders zu helfen als zu schwitzen. Er könnte
sich selbst einen Ventilator einbauen oder wenigstens ruhig
bleiben. Stattdessen diese unangenehm-feuchte Überreaktion.
Der
Produktivität am Arbeitsplatz ist damit nicht geholfen. Im Gegenteil.
Die ungute Gleichung mit mehreren Bekannten geht so: Schwitzen
am Schreibtisch plus unangenehmes Körpergefühl plus kein Ventilator
ist gleich verfrühter Wunsch nach Feierabend. So sieht es aus,
das Schicksal der gleichwarmen Lebewesen.
Wechselwarme
Lebewesen, im Gegensatz, wissen sich in Tagen wie diesen viel
besser zu helfen. Die Eidechsen sind das beste Beispiel. Scheint
die Sonne und ist es heiss draussen, fahren sie ihre Körpertemperatur
hoch und werden geschäftig. Sie flitzen umher, treffen ihre
Artgenossen, besuchen Eidechsen-Kongresse und bauen neue Eidechsen-Stadtteile.
Ist es kalt draussen, drehen sie ihre Körpertemperatur herunter
und werden träge.
Das darf aber die
gleichwarmen Lebewesen nicht nicht davon abschrecken, die wechselwarmen
als Vorbild zu nehmen. Was könnten wir bei Hitze alles leisten,
wären wir wie die Eidechsen!
Bei Kälte
könnten wir es einfach wie die Bienen machen. Die helfen sich
mit kollektivem Muskelzittern, damit sie nicht erfrieren. Wenn
es also demnächst wieder Winter wird, brauchen wir nicht blau
anzulaufen, sondern zittern kollektiv. So sieht Flexiblität
aus.
|