Eine kuriose Woche liegt
hinter uns. Uns erreichte eine rätselhafte Fotografie. Zu sehen
war eine bräunlich-rote Landschaft, die von Pusteln, Krümeln,
Kratzspuren und krustigen Rändern übersät war. Eine unappetliche
Umgebung. Wie das Innere einer Redaktionsspülmaschine nach einer
Weihnachtsfeier. Zunächst dachten wir, dass uns eine Urlaubsimpression
von der Adria zugeschickt worden ist, wo eine unbarmherzige
Sonne nordrhein-westfälische, mit Ajvar und zwiebeligem Schweiss
marinierte Fleischberge seit Wochen konstant auf Grilltemperatur
hält. Doch zwischen den rosa glühenden Erhebungen waren keinerlei
Kaffeekännchen, Goldketten und Warsteiner-Flaschen erkennbar.
Sonderbar.

Doch
bei genauer Betrachtung hatte dies Bild etwas Kontemplatives
an sich, bescherte ein befreiendes Gefühl, als wäre man gerade
auf einer Damentoilette mit der aufgeschlagenden Erstausgabe
von "Siddhartha" unter dem verkaterten Schädel aufgewacht
oder hätte ins realitätsferne Gesicht von Phillip Rösler geblickt,
dem Herrmann Hesse der FDP (man beachte die Brille!), der in
den unendlichen Weiten des Alls nach deinem politischen Ich
sucht und wahrscheinlich aus dem liberale Materie schlürfenden
Schwarzen Loch nie wieder zurückfinden wird. Die Frage war aber:
Woher kam bloss das narkotisierende sozialrote Wetterleuchten?
Von den sinkenden Wachstumkurven Italiens, welche die Farben
sonnenreifer San-Marzano-Tomaten angenommen haben? Vom rauchumwölkten
Liebesschnurren eines virilen Altkanzlers? Oder sind es jene
Babypupser aus dem Wickelzimmer der SPD, die der ökonomische
Möchtegern-Pyromane Sigmar Gabriel aus Verzweiflung darüber
zündet, dass sich auf dem schwierigen Schwarzmarkt für Organhandel
immer noch kein pulsierendes Spenderherz für seine Partei auftreiben
liess?
Nicht alles, was am Horizont
orangerot strahlt, verheisst auch Wärme, erotik und Leidenschaft.
Jemand kam deshalb auf den Gedanken, die staubige Leere auf
der besagten Fotografie müsse etwas anderes bedeuten. Möglicherweise
handle es sich, hiess es, um ein Sinnbild für die intellektuelle
Verödung unserer Gesellschaft angesichts der Sportlerstatements,
mit denen wir Tag für Tag von London aus bombadiert werden und
die uns längst in eine hirnlose Wüste katapultiert haben. Die
Kraterinformationen deuten allerdings darauf hin, dass die abstrakte,
kaum zweidimensionale Formation eher jener Computertomografie
ähnelt, die während der Leichtathletik-Kommentierung von Wolf-Dieter
Poschmanns Sabbelkopf gemacht wurde. Die spektakulären Aufnahmen
(Curiosity) landeten irrtümlich bei der NASA, deren leicht zu
begeisternde Wissenschaftler sie mit irgendwelchen belanglosen
Stillleben vom Mars verwechselt haben.

Sollten
Sie aber, geneigter Weltraumfreund, eine Vermutung haben, was
tatsächlich hinter diesen ominösen Staubkrater stecken mag,
schicken Sie selbige an unsere patente Haus- und Gartenredaktion.
Wer weiss, vielleicht war zu viel Schneckengift im Spiel.
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