Wenn ein Politiker oder
sonst ein Würdenträger 100 Tage im Amt ist, dann ist es Zeit
für eine erste Bilanz. Dann endet die Schonfrist, und es ist
erlaubt, nachzusehen, was dieser Mensch in den vergangenen 100
Tagen zuwege gebracht und ob er die in ihn gesteckten Erwartungen
erfüllt hat. Nach dieser eher trockenen Einführung wechseln
wir das Metier, hoffend, dass wir nicht die Bodenhaftung verlieren
oder ins Schlüpfrige abgleiten.
Auch
im Leben einer Waschstrasse sind die ersten 100 Tage etwas Besonderes.
Allerdings steht hier keine Bilanz im Vordergrund, eher geht
es darum, die ersten 100 Tage zu begiessen. Aus diesem Grund
wird es an diesem Samstag in einer "High-End-Waschanlage"
in Köngen zu einem "Gipfeltreffen der begehrtesten Playmates"
kommen. Falls Sie im "Playboy" nur die Interviews
lesen und nicht auf die Fotos achten: Playmates sind attraktive
Frauen, die so, wie sie in dem Männermagazin gezeigt werden,
durch eine Waschstrasse laufen können, ohne sich die Klamotten
nass zu machen. Drei solcher Frauen werden in Köngen zwischen
10 und 18 Uhr "die Auto-Vorwäsche attraktiver gestalten
und sich bei einem Glas Sekt mit den Waschstrassen-Besuchern
unterhalten".

Unter
einer Unterhaltung bei einem Glas Sekt kann man sich etwas vorstellen.
Weniger klar ist, was sich mit einer attraktiver gestalteten
Vorwäsche gemeint sein könnte. In meiner Jugend war ich manchmal
Zaungast eines Autokinos, und ich glaube mich daran erinnern
zu können, dass eines Abends ein Film über eine Waschstrasse
lief. In dem Film haben Frauen mit freiem Oberkörper die Vorwäsche
besorgt und mit Schwämmen und Brüsten die Frontscheiben eingeseift.
Vielleicht
ist das nun altmodisch oder frauenfeindlich. Aber ich möchte
nicht, dass Frauen auf die Art meine Frontscheibe reinigen,
auch wenn die Karre eine Wäsche mal wieder dringend nötig hätte.
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