Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (01. Juli 2012)
 
Täterä
 

   Schade eigentlich, dass die EM für uns früher gelaufen war als geplant. Ist man noch im Turnier, dann weiss man wenigstens, was man abends zum Ausgehen anziehen muss: Deutschlandtrikot drüber. Fertig. Gerade als Mann tut man sich mit dem Anziehen oft schwer. Frauen haben da eher kein Problem.



   Vor dem Spiel gegen Italien (von Spassvögeln war oft "gen Italien" zu hören) ist mir eine junge, leicht füllige Frau begegnet, auf deren Deutschlandtrikot "Humba, Humba, Täterä" stand. Das Hemd wurde offenbar von einem Designer entworfen. Das erste Humba war schwarz, das rot, das Täterä gelb.

   Nicht, weil ich ein wahnsinnig gutes Gedächtnis, sondern, weil ich einen Internetanschluss besitze, kann ich Ihnen sagen, dass der Mainzer Toni Hämmerle den Faschingsschlager "Humba, Humba, Täterä" 1963 für den singenden Dachdeckermeister Ernst Neger geschrieben hat. Der bürgerliche Beruf von Ernst Neger erscheint mir an dieser Stelle wichtig, weil die DDR scherzhaft als Täterä bezeichnet wurde und der damalige Staatsratvorsitzende Erich Honecker Dachdecker werden wollte, die Lehre allerdings abbrach. Zufälle gib's.



   Es gäbe noch manches zu sagen zu "Humba Humba Täterä". Wenn es stimmt, was der "Spiegel" in den Nachrufen auf Toni Hämmerle und Ernst Neger schrieb, dann mussten deutsche Entwicklungshelfer den Menschen in Afrika einst erklären, dass "Umba Humba Täterä" nicht die deutsche Nationalhymne sei. Mir ist in der Nacht nach dem Italienspiel ein Zusammenhang aufgefallen, der zwar nicht ganz den Regeln der Political Correctness entspricht, den ich aber aus Gründen der inneren Reinigung trotzdem nicht für mich behalten will.

   Speichern wir den Nachnamen des "Humba Humba Täterä"-Interpreten in unserem Hinterkopf ab. Und dann erinnern wir uns daran, wenn auch ungern, wer die deutsche Nationalmannschaft aus dem Wettbewerb gekickt hat: Mario Balotelli, dieser irre Stürmer, hat ghanaische Wurzeln und eine dunkle Hautfarbe.

   Vermutliche keine Zufälle. Weder im Leben noch im Fussball.
 

 

Zurück