Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Juni 2012)
 
Ha, Milch!
 

   Mit stolzgeschwellter Brust haben Forscher der britischen University of Bristol diese Woche verkündet, sie hätten in der libyschen Sahara-Region Tonscherben gefunden, die  den Schluss nahelegten, dass die Menschen in Nordafrika bereits vor 7000 Jahren Schafe, Ziegen und Rinder gehalten und deren Milch getrunken hätten. Die Wissenschaftler konnten in den Tonscherben Spuren von Milch nachweisen. Wenn sich Milch solange hält, muss man davon ausgehen, dass es sich um H-Milch gehandelt hat.

   Im Grunde hätten sich die Wissenschaftler den weiten Weg nach Afrika sparen können. Ich habe diese Woche in meinem Kühlschrank eine angebrochene Milchtüte entdeckt, die nicht viel weniger Jahre auf dem Buckel gehabt haben dürfte. Ganz genau kann man es nicht sagen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum war nicht mehr zu erkennen.



   Es ist schon faszinierend, so eine prähistorische Milchtüte in den Händen zu halten, deren Inhalt das milchgebende Vieh um Jahrtausende überlebt hat. Was die Milchtüte alles gesehen haben könnte, wenn sie sich in den vergangenen 7000 Jahren nicht in meinem Kühlschrank versteckt hätte, hinter einem Glas Essiggurken aus der Kreidezeit.

   Mein Kühlschrank passt gut zu mir und zu dem Viertel, in dem ich wohne. Bei uns geht es gemächlich zu. Wir verabscheuen Hektik und lassen die Dinge auch mal auf sich beruhen. Im Grunde ist hier in den vergangenen 7000 Jahren nichts passiert, wenn man mal davon absieht, dass der Strassenbelag irgendwann ausgebessert worden sein muss. Vielleicht aber stammen die Flicken im Asphalt auch von einem Vulkanausbruch aus dem Mesozoikum. Wer weiss das schon.

   Zurück zum Kühlschrank. 7000 Jahre alte Milch mag nicht nach jedermanns Geschmack sein. Aber sie hat auch etwas Gutes: Menschem mit Laktoseintoleranz kann sie nichts anhaben, da die Laktose in der Milch nach 7000 Jahren abgebaut ist. das sollte man wissen, bevor man so eine Milchtüte achtlos in den Müll tritt.
 

 

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