Mit stolzgeschwellter Brust
haben Forscher der britischen University of Bristol diese Woche
verkündet, sie hätten in der libyschen Sahara-Region Tonscherben
gefunden, die den Schluss nahelegten, dass die Menschen
in Nordafrika bereits vor 7000 Jahren Schafe, Ziegen und Rinder
gehalten und deren Milch getrunken hätten. Die Wissenschaftler
konnten in den Tonscherben Spuren von Milch nachweisen. Wenn
sich Milch solange hält, muss man davon ausgehen, dass es sich
um H-Milch gehandelt hat.
Im Grunde
hätten sich die Wissenschaftler den weiten Weg nach Afrika sparen
können. Ich habe diese Woche in meinem Kühlschrank eine angebrochene
Milchtüte entdeckt, die nicht viel weniger Jahre auf dem Buckel
gehabt haben dürfte. Ganz genau kann man es nicht sagen. Das
Mindesthaltbarkeitsdatum war nicht mehr zu erkennen.

Es
ist schon faszinierend, so eine prähistorische Milchtüte in
den Händen zu halten, deren Inhalt das milchgebende Vieh um
Jahrtausende überlebt hat. Was die Milchtüte alles gesehen haben
könnte, wenn sie sich in den vergangenen 7000 Jahren nicht in
meinem Kühlschrank versteckt hätte, hinter einem Glas Essiggurken
aus der Kreidezeit.
Mein Kühlschrank
passt gut zu mir und zu dem Viertel, in dem ich wohne. Bei uns
geht es gemächlich zu. Wir verabscheuen Hektik und lassen die
Dinge auch mal auf sich beruhen. Im Grunde ist hier in den vergangenen
7000 Jahren nichts passiert, wenn man mal davon absieht, dass
der Strassenbelag irgendwann ausgebessert worden sein muss.
Vielleicht aber stammen die Flicken im Asphalt auch von einem
Vulkanausbruch aus dem Mesozoikum. Wer weiss das schon.
Zurück
zum Kühlschrank. 7000 Jahre alte Milch mag nicht nach jedermanns
Geschmack sein. Aber sie hat auch etwas Gutes: Menschem mit
Laktoseintoleranz kann sie nichts anhaben, da die Laktose in
der Milch nach 7000 Jahren abgebaut ist. das sollte man wissen,
bevor man so eine Milchtüte achtlos in den Müll tritt.
|