Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Juni 2012)
 
Löcher in Stefans Rechner
 

   Sie fühlen sich müde? Sind oft verschwitzt? Haben einen Knoten im Bauch? Nein, gehen Sie nicht zum Arzt. Er kann Ihnen nicht helfen, denn Sie sind Opfer eines Trojaners geworden. Diese Woche warnten die Behörden wieder vor diesen tückischen Zeitgenossen, die sich das Vertrauen von Mitmenschen erschleichen, sich bei ihnen einnisten, Intimitäten herausposaunen und am Ende alles kaputt hauen.

   Das heisst: Jede zweite feste Beziehung in Deutschland ist von einem solchen Virus betroffen. Dabei scheuen Trojaner eigentlich den Menschen und befallen nur Computer. Gefahr droht, wenn aus dem Rechner nagende Geräusche kommen, die an einen Zwölf-Nadel-Drucker einer Arztpraxis erinnern. In die Rückseite haben die Viecher dann meist schon ein Loch gebissen und Tausende vertraulicher Dateien in die Öffentlichkeit entlassen.



   So geschah es diese Woche auch mit den Rechnern eines Ex-Ministerpräsidenten und seines Kumpels aus der Investmentbranche. Hier einige Auszüge (in Klammern die jeweilige Übersetzung der Fachbegriffe): "Morgen Termin Paris mit Franzmann. Frag Mutti wegen Anzug. LG (="Liebe Grüsse"), Dirk." - "Anzug muss in die Wäsche. Wie viell Grad? HG (="Herzliche Grüsse"), Stefan." - "40. LG, Dirk." - "Feinwäsche?; LG, St." - ""I!! ("Was weiss ich!!"). Noch mal: für Meeting mit Sarko Sakko unerlässlich!" - "Habe kein Sarko zum Anziehen, LG, St." - "Sakko!!! Nicht Sarko! Sakkra noch mal!" - "´Top. Danke! Sakkra bei HA und EM gekauft. Sitzt wie Brennstab. Aber wer ist Sarko?" - "Le Pr. de la Rpbl., du Vlpf." (="Der Präsident der französischen Republik, du Vollpfosten!") - "Top. Alles klar. Besorg du Fahrkarte und falschen Bart wg Inkognito? LG, St." - "Top. Schicke beides. LG, D." - "Yippie, Paris!, LG, St." Hier bricht der Mailverkehr ab. Zwei Tage später dann: "Dirk, heir St. Brauche Hilfe. Falscher Zug. Fahre nach Breslau. Kann Atomklitsche auch dort verkauft werden? LG, St." - Antwort: "Aaaarrrghhs!! (="Aaaarrrghhs!!").

   Ohne den Trojaner, der einen Rechner der Franzosen befiel, hätten wir die Dramatik des EnBW-Deals also nie erfahren. Dabei sind viele Trojaner leicht zu erkennen. Wenne s an der Tür und ein hohl klingendes Pferd mit ausländischem Kennzeichen vor der Tür steht, das vorgibt, für die Arbeiterwohlfahrt zu sammeln, sollte man sofort mit der Axt zuschlagen. Tückischer sind digitale Trojaner, die im Internet tolle Prämien wie ein vierteiliges Backpinsel-Set, den Download einer Packung Zigaretten oder eines Potenzmittels anbieten. Viele von ihnen haben es bis in die Mitte der Gesellschaft gebracht. Und im Parlament stellen sie mittlerweise die Mehrheit.



   Leider ist auch dieser Text nicht völlig sicher. Wer seinen Blick länger als fünf Minuten darauf richtet, öffnet eine Datei, die ihm ungefragt eine Akkubohrmaschine von Morgan Stanley schickt. Drucken SIe diese Seite aus und zerreissen Sie das Blatt dann schnell, und essen Sie es auf. Wenn aus dem Magen seltsame Geräusche zu hören sind, war es aber leider zu spät. LG.
 

 

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