Das Ding der Woche ist natürlich
der rund 30 Kilo schwere Teppich des Dirk Niebel, neun Quadratmeter
gross, für 1000 Euro in Afghanistan gekauft und mühsam nach
Deutschland geschmuggelt. Leider ist die Sache aufgeflogen.
Jetzt muss nachverzollt werden, was natürlich sehr unangenehm
ist.

Dirk
Niebel, Zoll für Zoll ein Parteisoldat, war einst Generalsekretär
der FDP und hat dann die undankbare Aufgabe übernommen, das
Entwicklungshilfeministerium zu leiten, das seine Partei eigentlich
abschaffen wollte. Er hat bewiesen, wie nützlich auch ein solches
Ministerium sein kann. Man kann dort prima verdiente Parteifreunde
unterbringen und so dafür sorgen, dass sich durch die Entwicklungshilfe
auch noch nach dem Ableben der FDP, das ja immer wieder heraufbeschworen
wird, ein feiner liberaler Faden ziehen wird.
Das
Netz an Vertrauten, das Niebel geknüpft hat, ist mittlerweise
so eng, dass man es als gelben Teppich verkaufen könnte, auch
wenn missgünstige Menschen das Ganze als Filz bezeichnen. Zu
denken geben sollte Niebel aber die Tatsache, das trotz allem
die Sache mit dem Teppich durchgestochen wurde, sein feines
Geflecht muss irgendwo eine undichte Stelle haben. Was ist das
für ein Land, in dem man nichts mehr unter den Teppich kehren
kann, wo die Beschaffung privater Bodenbeläge zur Staatsaffäre
wird? So kann man nicht regieren.
Aber
das hat Niebel sich leider nicht getraut zu sagen. Aus liberaler
Sicht ist ja weniger verwerflich, was er getan hat. Das unverzollte
Ein- und Ausführen irgendwelcher Waren dürfte in der Welt der
Regierungsmitglieder und Diplomaten gang und gäbe sein. Allein
in Österreich sind 3138 Personen im Besitz eines Diplomatenpasses
- darunter auch einige ehemalige Regierungsmitglieder und deren
Ehefrauen. So ein Diplomatenpass scheint das Leben sehr zu erleichtern.

Niebels
wahre Schandtat ist seine kleinlaute Verteidigung, sein Reden
von einem "Missverständnis", das er sehr bedaure.
Warum stellt sich der Mann nicht hin und sagt, was ein echter
Liberaler sagen muss: Zölle sind Relikte aus dem Mittelalter,
eine Art von modernen Raubrittertum, Ausfluss von purem Egoismus
und wirtschaftlich betrachtet ein Handelshemmnis. Würde man
die Zölle abschaffen, bräuchte man keine Entwicklungshilfe mehr,
dann könnten die Afghanen beispielsweise mehr Teppiche nach
Deutschland verkaufen. Ein riesiger bürokratischer Apparat,
der mehr kostet, als er einbringt, gängelt hier die Bürger.
Wer alle Zollvorschriften kennt und versteht, der möge vortreten
und widersprechen.
Das hätte Niebel
sagen sollen, anstatt verschämt in seinen Teppich zu weinen:
Ich bin Schmuggler, und das ist auch gut so; nieder mit den
Zollgrenzen, Diplomatenstatus für alle! Hat er aber nicht gesagt,
der Niebel. Einfach keine Eier in der Hose, dieser Mann. Und
so müssen wir als rechtschaffene Bürger auch weiterhin die paar
wenigen Stangen an billigen Zigaretten, die wir von den Kanaren
mitbringen, vor der Einreise auf hilfsbereite Nichtraucher verteilen.
|