Wenn es um die weltberühmte
Popsängerin Lady Gaga geht, dann drehen die Japaner durch. Auch
wenn das wenig originell klingt, könnte man sagen, die Japaner
sind in diesem Punkt gaga. Bei einer Online-Versteigerung hat
ein Fan diese Woche umgerechnet 58 000 Euro für eine Teetasse
bezahlt, an der die Musikerin genippt haben soll. Das ist eine
Reliquienverehrung, die man bei uns nur von der Katholischen
Kirche kennt.
Ich habe mir überlegt,
was ich mit so einer Teetasse machen würde. In den Safe stellen
käme nicht in Frage. Da sieht sie keiner. Ein hübsches Plätzchen
wäre in der Vitrine, gleich neben die Zinnbecher von Onkel Herbert.
Ich glaube, eine Teetasse, an der Lady Gaga genippt hat, passt
am besten in einen Singlehaushalt. Wenn Kinder und eine Teetasse
von Lady Gaga im Haus sind, ist man nie mehr entspannt. Bei
jedem Klirren würde man zusammenzucken und die Kinder zum Teufel
wünschen.

Lady
Gaga hat diese Woche Japan bereist. Im Internet kursieren Videos,
auf denen zu sehen ist, wie die Künstlerin sich ihren Fans zeigt.
Dabei fällt auf, wie viele blonde Japanerinnen es gibt.
Als
ich das mit der Teetassenversteigerung las, habe ich mir überlegt,
ob man Lady Gaga nicht bitten soll, sich für unsere angeschlagene
Porzellanmanufakturenindustrie stark zu machen. Sie könnte mit
wenig Aufwand locker das eine oder andere Teeservice veredeln.
58 000
Euro für eine benutzte Teetasse sind natürlich eine Menge Geld.
Aber wenn man bedenkt, was man heutzutage für ein halbwegs ordentlich
ausgestattetes Familienauto bezahlt, dann relativiert sich die
Summe. Nach zehn bis fünfzehn Jahren ist das Auto nichts mehr
wert. Und dann natürlich die Unterhaltskosten: Steuer, Versicherung,
Sprit, Werkstatt, usw. Da kommt man mit 58 000 Euro nicht
weit. Unterhaltskosten fallen bei einer benutzten Teetasse von
Lady Gaga nicht an. Und wenn der Lady-Gaga-Hype mal vorbei ist,
stellt man das Gefäss in die Spülmaschine und hat immerhin noch
eine hübsche Tasse.
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