Der Schweizer Extremsportler
Ernst Bromeis, 44, hat sich diese Woche auf eine lange Reise
begeben. In vier Wochen will er den Rhein durchschwimmen, von
den Alpen bis zur Nordsee. Die Strapaze hätte unser aller Respekt
verdient, wenn die Sache nicht einen Haken hätte. Bromeis macht's
nicht für sich oder um die Damenwelt zu beeindrucken. Dem Unternehmen
liegt auch keine Wette zwischen Stammtischbrüdern zugrunde.
Der Mann aus Graubünden geht baden, um auf die Verletzlichkeit
des Wassers aufmerksam zu machen.
Ja,
meine Damen und Herren, das muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen. O-Ton Bromeis: "Wasser ist verletzlich, ja zerstörbar,
und doch unverzichtbarer Quell unseres Lebens. Wir müssen es
schützen, darauf will ich aufmerksam machen." Und? Jetzt,
wo es raus ist, hat er da überhaupt noch einen Grund, um die
Fische im Rhein aufzuscheuchen? Und, was heisst das für mich
kleinen Fisch. Muss ich, bevor ich die Klospülung betätige,
ein Vaterunser durch die Kanalisation schicken? Oder eine Greenpiss-Ortsgruppe
gründen?
Wir hätten an dieser Stelle
einen Fanclub für den Schweizer Schwimmer ins Leben gerufen
- schwämme dieser Kerl nicht im Mainstream mit.
Wer
heutzutage etwas macht, das nur halbwegs Aufsehen erregt, tut's
angeblich nicht aus Spass an der Freude oder um sich etwas zu
beweisen. Er führt damit Gutes im Schilde. Er möchte die Menschheit
retten, mindestens aber die Umwelt. Nicht selten spannt er Kreaturen
vor seinen Karren, die nichts von ihrem Glück ahnen.

Nehmen
wir den 1. Mai. Offenbar gibt es junge Leute, die das Bedürfnis
haben, sich an diesem Tag mit der Staatsmacht anzulegen. Mir
ist das Gefühl nicht fremd. Ich krieg das jedes Mal, wenn ich
in eine Radarfalle rausche. Nichts gegen Tradition und Rituale,
aber was ich nicht verstehe, dass man die Keilerei zur Politischen
Grosstat hochstilisieren muss, wie wir Fussballfreunde sagen.
In Berlin ging's den Krawallbrüdern angeblich um Wohnungsnot
und überhöhte Mieten, also um das Menschenrecht, in einer europäischen
Metroploe leben zu dürfen bei Mieten wie auf der Schwäbischen
Alb. Vorschlag zur Güte: In Trochtelfingen ist noch was zur
Untermiete frei, mobiliert. Dort gibt's auch Polizei.
Der
Protest ist so glaubwürdig , wie wenn der Hackl-Schorch bei
der Wok-WM auf einer Reispfanne talwärts pfeift und behauptet,
er würde es tun, um damit auf die Unterdrückung chinesischer
Dissidenten hinzuweisen.
Nicht, dass
Sie mich falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Risikosportarten.
Bestimmt ist es auch ein Heidenspass, wenn man japanischen Walfängern
mit einem Schlauchboot vor den Bug fährt. Aber muss man sich
dabei auf Meeressäuger berufen, die tranig schmecken? Schon
mal was von Spassguerilla gehört?
Falls
Sie glauben, es sei mir ein politisches Anliegen gewesen, diese
Kolumne zu schreiben, liegen Sie damit falsch. Ich hab's nur
des Geldes wegen getan. Und aus Spass.
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