Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. Mai 2012)
 
Verdammt, wo bleibt der Spass?
 

   Der Schweizer Extremsportler Ernst Bromeis, 44, hat sich diese Woche auf eine lange Reise begeben. In vier Wochen will er den Rhein durchschwimmen, von den Alpen bis zur Nordsee. Die Strapaze hätte unser aller Respekt verdient, wenn die Sache nicht einen Haken hätte. Bromeis macht's nicht für sich oder um die Damenwelt zu beeindrucken. Dem Unternehmen liegt auch keine Wette zwischen Stammtischbrüdern zugrunde. Der Mann aus Graubünden geht baden, um auf die Verletzlichkeit des Wassers aufmerksam zu machen.

   Ja, meine Damen und Herren, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. O-Ton Bromeis: "Wasser ist verletzlich, ja zerstörbar, und doch unverzichtbarer Quell unseres Lebens. Wir müssen es schützen, darauf will ich aufmerksam machen." Und? Jetzt, wo es raus ist, hat er da überhaupt noch einen Grund, um die Fische im Rhein aufzuscheuchen? Und, was heisst das für mich kleinen Fisch. Muss ich, bevor ich die Klospülung betätige, ein Vaterunser durch die Kanalisation schicken? Oder eine Greenpiss-Ortsgruppe gründen?

   Wir hätten an dieser Stelle einen Fanclub für den Schweizer Schwimmer ins Leben gerufen - schwämme dieser Kerl nicht im Mainstream mit.

   Wer heutzutage etwas macht, das nur halbwegs Aufsehen erregt, tut's angeblich nicht aus Spass an der Freude oder um sich etwas zu beweisen. Er führt damit Gutes im Schilde. Er möchte die Menschheit retten, mindestens aber die Umwelt. Nicht selten spannt er Kreaturen vor seinen Karren, die nichts von ihrem Glück ahnen.



   Nehmen wir den 1. Mai. Offenbar gibt es junge Leute, die das Bedürfnis haben, sich an diesem Tag mit der Staatsmacht anzulegen. Mir ist das Gefühl nicht fremd. Ich krieg das jedes Mal, wenn ich in eine Radarfalle rausche. Nichts gegen Tradition und Rituale, aber was ich nicht verstehe, dass man die Keilerei zur Politischen Grosstat hochstilisieren muss, wie wir Fussballfreunde sagen. In Berlin ging's den Krawallbrüdern angeblich um Wohnungsnot und überhöhte Mieten, also um das Menschenrecht, in einer europäischen Metroploe leben zu dürfen bei Mieten wie auf der Schwäbischen Alb. Vorschlag zur Güte: In Trochtelfingen ist noch was zur Untermiete frei, mobiliert. Dort gibt's auch Polizei.

   Der Protest ist so glaubwürdig , wie wenn der Hackl-Schorch bei der Wok-WM auf einer Reispfanne talwärts pfeift und behauptet, er würde es tun, um damit auf die Unterdrückung chinesischer Dissidenten hinzuweisen.

   Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Risikosportarten. Bestimmt ist es auch ein Heidenspass, wenn man japanischen Walfängern mit einem Schlauchboot vor den Bug fährt. Aber muss man sich dabei auf Meeressäuger berufen, die tranig schmecken? Schon mal was von Spassguerilla gehört?

   Falls Sie glauben, es sei mir ein politisches Anliegen gewesen, diese Kolumne zu schreiben, liegen Sie damit falsch. Ich hab's nur des Geldes wegen getan. Und aus Spass.
 

 

Zurück