Jeder hat sein Ding der
Woche. Für die Kordkoreaner war e ein Beobachtungssatellit namens
Kwangmyongsong-3, den sie vergangene Woche mit Hilfe einer Langstreckenrakete
vor aller Augen in die Umlaufbahn der Erde bugsieren wollten.
Für mich war es ein W-Lan-Router, dessen Inbetriebnahme so kompliziert
war wie der Name des nordkoreanischen Satelliten und den ich
deshalb fast auf den Mond geschossen hätte.
Früher
musste ein Mann ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen und vielleicht
noch ein Haus bauen, um gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen.
Heute muss er erin W-Lan-Netz stricken. "Was, ihr habt
kein W-Lan?" - Ich hatte es satt, mir von jungen und junggebliebenen
Besuchern unserer Wohnung anhören zu müssen, wie rückständig
wir angeblich sind. Die Generation Smartphone braucht ständig
Internet. Die suchen sogar ihre Urlaubsorte danach aus, ob sie
Empfang haben oder nicht.
Kurzer Einschub
für alle glücklichen Menschen, die noch nie von W-Lan gehört
haben: Es handelt sich hierbei um einen drahtlosen Internetzugang.
Mit Hilfe eines Gerätes kann man eine Art Funknetz schaffen
in der eigenen Wohnung. Man sieht es nicht, man hört es nicht,
aber man braucht es zum Beispiel, wenn man sich zum Surfen nicht
an den Computer im Arbeitszimmer setzen will, sondern auf dem
Sofa lümmeln möchte oder einem Smartphone in der Hand. Dann
hat man es geschafft, dann ist man so hip wie die Typen in der
Werbung.

Auch
meine Kinder nervten mich: "Papa, warum haben wir kein
W-Lan?" Tja, liebe Kinder, weil der Papa bislang keine
Zeit fand, diesen komischen W-Lan-Router, den er vor Monaten
gekauft hatte, auch anzuschliessen.
Nun
aber war es so weit: Ich packte den Karton aus, las die Bedienungsanleitung
von Modem und Router und suchte im Karton nach diversen Kabeln
und Installtions-CDs. Es war nicht schön anzusehen, wie ich
da auf dem boden sass, es war eher ein Frühlingsgewühle.
Wenn
man alles richtig verkabelt hat, dann müssen die Geräte miteinander
Kommunizieren. Sie müssen sich, so habe ich das verstanden,
erkennen und sich quasi verbünden. Taten sie aber nicht. Der
Router erkannte das Modem nicht, da konnte ich die beiden noch
so oft einander vorstellen. Kopfschütteln lief ich, Fachbegriffe
murmelnd, durch die Wohnung - verschämt beobachtet von von meiner
Familie. Papa war ein Versager, ein Mensch, der seiner Familie
nicht einmal ein W-Lan-Netz aufbauen kann.
Freitag
früh rief ich eine Hotline an. Der Mann am anderen Ende der
Leitung empfahl mir, einfach mal ganz lange den Reset-Knopf
zu drücken und es dann noch einmal zu probieren. Was soll ich
sagen? Es funktionierte! Mein Sohn sah stolz zu mir auf, ich
war kurz davor, vor Freude zu weinen.
Kurz
darauf hörte ich, dass der Satellit Kwangmyongsong-3 ins Meer
gestürzt ist. Ich bin kein Freund der nordkoreanischen Regierung.
Aber ein bisschen Mitleid hatte ich schon.
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