Es ist schon einige
Monate her, dass eine junge Autorin der "Zeit" den
"Schmerzensmann" zum Feindbild auserkoren hat. Seitdem
tobt in den Feuilletons und Manufactum-Filialen der Geschlechterkampf
um die Frage: Wann ist ein Mann doch kein Mann?
Mit
Schmerzensmännern waren diese bedauernswerten Kollateralschäden
der gewonnenen weiblichen Emanzipationsschlachten gemeint. Jahrzehntelang
hat man sich bemüht, der aufbegehrenden Frau zu gefallen, sie
als gleichberechtigt zu akzeptieren. Eine Männerdomäne nach
der anderen ging verloren. Manch einer schämte sich heute gar
so sehr für sein Geschlecht, dass er bei jeder Gelegenheit öffentlich
bekennt: "Eigentlich bin ich eine Lesbe, gefangen in einem
männlichen Körper."
Inzwischen
bevölkern infantlie Kopfwesen unsere Innenstädte. Schmerzensmänner
zwischen 20 und 35, die lieb sind, oft melancholisch, kuschelzart
wie Welpen. Sie riechen nach Patschuli und arbeiten gerade an
irgend einem Projekt. Wenn sie nicht gerade ausgiebig weinen,
Haikus zum Thema Brokkoli-Gratin dichten oder sich spatenweise
Q-10-Anti-Aging-Creme ins Gesicht schaufeln, lassen sie sich
Zeit: Mit der Karriere, mit der eigenen Immobilie, mit der Familienplanung.

Die
jungen Frauen aber haben die Nase voll von diesem feministischen
Mannsbild, wollen starke Schultern zum Anlehnen, keine epilierten
Hühnerbrüste. Verstehe einer die Frauen.
Tatsächlich
sind die echten Kerle vom Aussterben bedroht. Früher bestiegen
sie ohne zu zittern eine Rakete zum Mond, heute bekommen sie
bereits auf der Fahrt zur nächsten Tankstelle eine mehrtägige
Burn-out-Attacke. Viele halten den irren Druck nicht stand,
ziehen sich zurück, lesen die "Zeit" oder kandidieren
am Ende für die FDP in Nordrhein-Westfalen. Andere klauen aus
Rathäusern tonnenweise Klobürsten, in der schwäbischen Psychologie
als typische Phallus-Symbole und Insignien verlorener Macht
bekannt. Ein Hilfeschrei.
Die CSU hat
seinerzeit schnell reagiert, peitschte die Herdprämie durchs
Parlament und verspricht jeder Frau, die solch einen entscheidungsunwilligen
Schmerzensmann freiwillig adoptiert, einen exclusiven, frei
stehenden Gusseisen-Modulherd im authentischen Landhaus-Retro-Style
samt separatem Weicheierkocher.
Doch
die neuen Frauen lassen sich nicht kaufen. Sie fordern mehr:
Die Abschaffung aller gemischten Pilates-Gruppen sowie die Einführung
einer Männerquote in Manufactum-Filialen. Unterstützung bekommen
sie von Günter Ayatolloh Grass, Überlebender einer versehentlichen
Kochbücherverbrennung im Garten der Männergruppe 47 und Schwadroneur
alter Schule, der seinerzeit hinter den Frontlinien schon manch
eine Zwiebel gehäutet hat. Sein viel beachtetes Sinnlosgedicht
"Der Blechtrommler" liest sich wie die Betriebsanleitung
eines iranischen Atomreaktors. Endlich mal wieder ein Mann,
der sagt, wo's lang geht.
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