Vergangene Woche stand
ganz im Zeichen des Rückens. Sollte jemand nichts mitbekommen,
quasi mit dem Rücken zum Nachrichtenfluss gestanden haben, dem
sei gesagt: Am Donnerstag war Tag der Rückengesundheit, sozusagen
eine Art von Weltrückentag. Bite nicht verwechseln mit dem Weltbrückentag,
an dem sich zu Beginn des Kalenderjahres überall auf der Welt
angespannt wirkende Arbeitsnehmer am Schreibtisch des Abteilungsleitersversammeln,
um ihre Urlaubstage möglichst wirksam zu platzieren und jedes
Mal vor Schmerzen aufzuschreien, wenn ihnen das nicht gelingt.
Ja,
das Leben ist lebensgefährlich, ganz besonders im Büro. Fast
die Hälfte der Menschen leidet unter Rückenschmerzen, jeder
zehnte Krankheitstag hat mit dem Kreuz zu tun. Das behauptet
zumindest die Techniker Krankenkasse, die im Vorfeld des Rückentags
eine Studie auf den Markt warf, von der man allein schon beim
Lesen ein Ziehen an der Wirbelsäule verspürte.

Ständiges
Sitzen vor dem Computer ist völlig ungesund, weshalb wir diese
Kolumne in Etappen schreiben - ganz nach dem alten Bürgerrechtlermotto:
Steht auf für eure Rücken!
Gerade waren
wir zum Beispiel beim Drucker, wollten uns schlaue Texte holen
über den Rücken, wie man ihn pflegt, was man gegen Schmerzen
tut und so. Doche der Drucker sagte: "Resttonerbehälter
ist voll. Bitte informieren Sie den Service." Welchen Service?
Was heisst das nun schon wieder? Wir gingen ein bisschen durch
die Redaktion auf der Suche nach einem Sachverständigen. Ist
es heutzutage nicht so, dass der Drucker im Störungsfall automatisch
und selbstständig den Service anruft? Was ist ein Resttonerbehälter
- so etwas wie früher der Aschekasten beim Ofen? Und wenn wir
sozusagen auf eigene Faust diesen Behälter leeren - birgt das
nicht erhebliche Gesundheitsrisiken? Ist Tonerstaub nicht quasi
tödlich?
Als einfacher Büroarbeiter
hat man eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Klebt
man an seinem Stuhl, kriegt man Rücken. Verlässt man seinen
Schreibtisch, begegnen einem Raucher oder gestörte Drucker,
die womöglich beide Lungenkrebs verursachen, wenn man sich länger
mit ihnen beschäftigten würde. Wir verspürten das dringende
Bedürfnis, darüber mit unserem Chef zu reden, der ja quasi hier
der Silberrücken ist, wenn uns die Bemerkung gestattet ist,
womit wir aber nicht gesagt haben wollen, dass hier ein Affenladen
wäre, um Gotteswillen, nein, natürlich nicht. Tut Buckeln nach
oben eigentlich auch weh? Jedenfalls holten wir den Chef einer
Funktionsstörung am Drucker dann lieber doch nicht aus dem Meeting,
auch wenn es seinem Kreuz sicherlich gutgetan hätte.

Deutschland
rückt zusammen. Der Satz von Hape Kerkelings komischer Figur
Horst Schlämmer - "Ich habe Rücken!" - ist mehrheitsfähig.
Gäbe es eine Partei mit dem Slogan "Wir haben was gegen
Ihren Rücken!", könnte die anderen einpacken. So viel Rücken
war nie.
Heute wählen sie den neuen
Bundespräsidenten. Nach dieser Woche würde uns nicht wundern,
wenn er demnächst sagen würde: Es muss ein Rücken durch Deutschland
gehen.
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