Die Themen für diese
Kolumne werden für gewöhnlich in der Redaktionskonferenz per
Akklamation ermittelt. Diese Woche gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen
zwischen Weltfrauentag und Grossem Zapfenstreich.
Für
den Weltfrauentag stimmten zwar mehr - was einerseits Ausdruck
einer hohen Frauenquote in der Redaktion ist, andererseits belegt,
dass der Anteil domestizierter Männer weit über dem bundesdeutschen
Schritt liegt. Die Zapfenstreich-Befürworter mit ihren schwarz-rot-goldenen
Vuvuzelas waren allerdings lauter, so dass uns nichts anderes
übrig blieb, als unsere Rechercheure hinauszuschicken in die
Welt, um Sie, liebe Leser, zu fragen, wonach Ihnen denn der
Sinn steht.

89,76
Prozent von Ihnen vertraten die Meinung, dass ein Zapfenstreich
nicht nur für hohe und allerhöchste Amtsträger reserviert sein
dürfe. Der Zapfenstreich müsse endlich in der Mitte der Gesellschaft
ankommen. Die Kollegen des Zweiten Deutschen Fernsehens werden
diesem Wunsch bei ihrem "Politbarometer" Rechnung
tragen und fortan fragen: "Wenn nächsten Sonntag für Sie
Zapfenstreich wäre, welchen Song müsste die Bundeswehr für Sie
intonieren?"
Nicht ganz so viele,
aber immerhin 78,98 Prozent aller Befragten machten sich dafür
stark, dass ausser einem Organspendervermerk im Personalausweis
künftig auch steht, welcher Marsch einem im Falle eines Zapfenstreichs
geblasen werden soll.
99,99 Prozent
der befragten Leser plädierten für eine ausgewogene Berichterstattung,
nicht nur im Ernährungsbereich. Wenn, wie in dieser Woche geschehen,
Weltfrauentag und Weltzapfenstreich auf einen Termin fallen,
müsse man darauf achten, dass kein Thema zu kurz komme. Selbst
dann, wenn der Begriff Zapfenstreich eigentlich irreführend
sei, kämen dabei doch kaum Streicher zum Zug.
Nur
0,01 Prozent aller Leser traten dafür ein, den Weltfrauentag
bei unserer Berichtserstattung unter den Tisch fallen zu lassen,
ja, ihn ersatzlos aus dem Kalender zu streichen. Wohin der Tag
führe, habe man bei "Bild" gesehen, wo am Weltfrauentag
die Redakteurinnen daheimbleiben durften. Die Männer nützen
das schamlos aus und schafften das Seite-1-Girl ab. Einige Leser
regten an, die dadurch in der Medienlandschaft erstandene Lücke
Versorgungslücke auf unserer Titelseite zu schliessen. Zum Zapfenstreich
hatten sie keine Meinung.

Bei
den grössten Zapfenstreich-Hits aller Zeiten hat sich nach Meinung
unserer Leserschaft nichts geändert. Auf Platz eins rangiert
weiter "Smoke on the Water", gewünscht vom scheidenen
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Es sei ihnen
egal, sagten sie, das von Guttenberg den Song nicht selbst geschrieben
habe.
Hinweis in eigener Sache: Auch
unsere Redaktion hat den Weltfrauentag in Würde begangen. Die
Frauen in unserer Redaktion mussten nicht nur Bier holen. Sie
durften die leeren Flaschen wieder wegbringen und das Pfand
behalten.
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