Darf eine Zeitung, die sich
nicht nur der reinen Information, sonder auch der praktischen
Lebenshilfe verschrieben hat, darf ein solches Blatt sich auch
an Menschen wenden, die, sagen wir mal, nicht immer ganz auf
der Seite des Gesetzes stehen? Wir haben diese Woche in der
Redaktionskonferenz darüber abgestimmt, das Ergebnis fiel eindeutig
aus. Ja, sie darf, meinte die überwiegende Mehrheit. Wobei nicht
verschwiegen werden soll, dass es zwei Enthaltungen gab. Eine
kam aus der Politik, eine aus der Wirtschaft. In beiden Fällen
handelte es sich um Kollegen, die auf Bewährung auf freiem Fuss
sind.
Doch zum Thema. Wir wollen uns
heute an Herrn Sergio Ricardo Freire des Barros aus Brasilien
wenden. Herr Barros war am Dienstag in Boa Viagem, was im Nordosten
Brasiliens liegt, verhaftet worden, weil er mit einem falschen
Ausweis ein Konto eröffnen wollte. Der Ausweis war auf einen
gewissen Joao Pedro dos Santos ausgestellt, ein in Südamerika
mutmasslich unverdächtiger Name. Was einen Bankangestellten
stutzig machte, war das Foto. Es zeigte den Hollywood-Star Jack
Nicholson. Alles wäre gut gegangen, wenn Sergio Ricardo Freire
des Barros alias Joao Pedro dos Santos eine gewisse Ähnlichkeit
mit Jack Nicholson gehabt hätte. Aber dem ist nicht so. Ausserdem
ist Barros (41) gut dreissig Jahre jünger als Jack Nicholson
(74).

Die Sache, lieber Sergio Ricardo
Freire des Barros, funktioniert nur anders herum. Ich fahre
seit vielen Jahren mit einem gefälschten Führerschein durch
die Gegend. Das Bild zeigt Brad Pitt, den noch ganz jungen Brad
Pitt, wie wir Älteren ihn noch aus den achtzigern Jahren kennen,
als er in der TV-Serie "Dallas" zu sehen war. Das
Interessante ist, dass ich mit den Jahren Brad Pitt immer ähnlicher
sehe. Ich sehe heute so aus, wie Brad Pitt in ein paar Jahren
aussehen wird. Wenn ich mit meinem Führerschein in eine Kontrolle
komme, lächle ich und sage, dass das Foto schon etwas älter
sei.
So, lieber Sergio Ricardo Freire
des Barros, machen das Profis.
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