Nur weil im Jahr 1983
ein Hund nicht mehr ins Auto passte, wird Barack Obama im November
wahrscheinlich wiedergewählt. Wenn das jetzt einer nicht gleich
kapiert, dann verstehen wir das. Aber um mit unserem soeben
zurückgetretenen Bundespräsidenten zu sprechen: Wir können alles
erklären, wir brauchen nur etwas Zeit.

Also:
Präsidentenwahl in Amerika. Wichtige Sache bekanntlich, mächtigster
Mann der Welt und so. Wer vonseiten der Republikaner gegen Obama
antreten will, das machen die gerade untereinander aus. Die
besten Chancen gegen Obama hätte wohl der gemässigte Kandidat
Mitt Romney. Er lag bei den Vorwahlen der Konserativen bis vor
kurzem auch deutlich vorn. Dann aber wurde eine alte Story,
die 2007 erschienen war, wieder aufgewärmt, als Romney schon
einmal Anlauf genommen hatte, Präsidentschaftskandidat zu werden.
Damals erzählte die Zeitung "Boston Globe" eine Anekdote
aus dem Leben der Romneys aus dem Jahr 1983: Familienausflug
von Boston nach Ontario, fünf Kinder im Auto, kein Platz mehr
für den Hund, Hund kommt deshalb in einem Käfig aufs Dach, zwölf
Stunden Fahrt, Hund fühlt sich unwohl, müsste mal dringend,
darf aber nicht, das Zeug läuft schliesslich zum Entsetzen der
Kinder die Scheiben runter, Familienvater Romney spritzt auf
einem Parkplatz alles sauber und fährt ungerührt weiter. Soweit
im Groben die Geschichte. Fast 29 Jahre her das Ganze. Trotzdem
ist Romney nun in arge Bedrängnis. Die Tierschützer dieser Welt
machen mobil, es wird getwittert, gepostet und demonstriert:
So ein Tierquäler darfg weder ins Weisse Haus noch ans rote
Telefon! Guantanamo auf dem Autodach! "Shitstorm"
heisst das auf Neudeutsch.Hunde bellen für Obama und heben an
Romney das Bein. Der schmiert stimmungsmässig ab, sein schärfster
Konkurrent, Rick Santorum, ist in Umfragen an ihm vorbeigezogen.
Wobei Santorum so konserativ ist, dass er gegen Obama keine
Chance hätte. Tja, liebe Republikaner, so ist das Leben: Hund,
Katze, Aus.
Ein bisschen irrational
ist das Ganze schon. Es gibt Länder auf dieser Welt, da fahren
Menschen wegen Überfüllung auf den Dächern von Zügen und Bussen
mit, und keiner stört sich daran. Und wir hier im gesegneten
Westen machen uns Sorgen um den Reisekomfort eines Hundes, der
laut dem unsensiblen Herrn Romney das Glück hatte, zwölf Stunden
an der frischen Luft verbringen zu dürfen. Anderseits: Auch
der Amerikaner will zu seinem Präsidenten aufschauen können.

Bei
Wulff dachten wir ja auch erst, er könne keiner Fliege was zuleide
tun. Und jetzt? Wäre herausgekommen, dass auf dem Weg zum Urlaub
bei irgendwelchen Freunden mal eine mongolische Wüstenrennmaus
in der Handtasche von Gattin Bettina nach Luft gejapst hat -
der Mann hätte schon viel früher zurücktreten müssen. Bei Haustieren
hört der Spass auf.
Der Deutsche Tierschutzbund
sammelt übrigens noch bis zum 29. Februar Ideen, wie man Katzen,
die wegen des Winterwetters nicht nach draussen wollen, die
Langeweile vertreibt. Fordern und Fördern - das ist wichtig
für die Katze, damit sie ein vollwertiges Familienmitglied bleibt.
Und nicht irgendwann aufs Autodach muss.
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