Die alltägliche Berichtserstattung
in unseren Medien ist ja eine Variation des immer Gleichen.
Affären, Krisen, Skandale, mitunter ein kleiner Weltuntergang,
der sich im Nachhinein als explodierter Mikrowellenherd in der
bildungsfernen Küche einer Vorstadtsiedlung entpuppt. Nun ja,
Diesen Schlick aus Nachrichten in einem schmackhaften Eintopf
zu verwandeln, hilft die Computertechnik.
Längst
werden Artikel und Schlagzeilen nicht mehr Wort für Wort von
indischen Billigkräften eingetippt, die zwar bis zu 3500 Anschläge
die Minute raushauen, mit der Übertragung von Begriffen wie
Feinstaubalarm oder Dschungelcamp in Sanskrit aber nicht klarkommen.
Moderne Redaktionssystem verfügen längst über Funktionstasten.
So sind die Sätze "Neue Vorwürfe gegen Bundespräsident
Wulff" oder "Um wulff wird es einsam", "SPD
verlangt mit Nachdruck den Rücktritt Wulffs" sowie "Wulff
sichert absolute Transparenz zu" auf der Funktionstaste
F 00 hinterlegt.

Die
Taste F 5 wiederum ist für die Finanzkrise reserviert und versammelt
Schlagzeilen wie "Merkel und Sarkozy planen Krisengipfel",
die rasch mit dem Halbsatz "wegen der Unruhe an den Märkten"
angereichert werden können. Die Überschrift "Griechischer
Schuldenschnitt rückt näher" findet sich auf der Tastenkombination
"Dorisch-Ionisch-Alt-Entfernen", während dioe Schlagzeilen
"Micaela: Jetzt redet ihre Mutter" oder "Micaela:
Die Dschungelschlampe im Krabbelinferno" über eine Tastenkombination
abrufbar sind, die wir aus Gründen des Kinderschutzes hier nicht
bekanntgeben dürfen.
Nur mit dieser
hoch entwickelten Technologie ist es möglich, faktensichere
und linguistisch ausgefeilte Kolumnen wie diese in kaum fünf
Minuten zu verfassen. Damit ist endlich jener Zustand eingetreten,
des es den Redakteuren ermöglicht, sich ihren eigentlichen Aufgaben
zu zuzuwenden: Ihre Arbeitsplätze mit einem feuchten Lappen
zu reinigen, die Kinder pünktlich in die Schule zu bringen,
und mit Ihnen, liebe Leser, zu plaudern - was wir hiermit tun,
während sich diese Kolumne automatisch fertig schreibt.
Und
tatsächlich, dieses hintergründig-analytische, dabei in allen
Belangen der klassischen Story genügende Stück ist so gut wie
fertig. Hören wir mal rein: "Unterdessen wächst der Druck
auf das Bikini-Oberteil von Micaela Merkel, die sich mit ihrem
griechischem Amtskollegen zu einem packenden Pokalfinale in
einem vor der Küste Bayerns gesunkenen Klassenteiler heftige
Kritik des deutshen Bauernverbands erwehren muss, zugleich aber
betont, dass der Einsatz in Afghanistan weit über die Grenzen
der Region hinaus eine schwierige Hilfe beim Weg der Geburtenquote
in die Demokratie darstellt und die Geduld mit den Schuldensündern
auf den deutschen Fernverkehrsstrassen zu Ende ist. Jedenfalls
darf es ein blosses Weiter-so nicht geben! Und dies alles im
Zusammenspiel jener politischen Kräfte, die sich zuletzt auseinandergelebt,
ja regelrecht die Luft zum Atmen genommen haben und nach sieben
wundervollen Ehejahren nun getrennte Wege gehen."

So,
das soll jetzt aber reichen. Die Spalte ist auch voll. Wo war
noch mal die Stopp-Taste?
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