Die Dinge der Woche (15. Januar 2012)
 
   Sklaven
 

   Es gibt keine dummen Fragen, wurde uns in der Schule eingebläut. Es gibt nur dumme Antworten. Seit dieser Woche wissen wir, dass es auch dumme Fragen gibt. In einer Grundschule im amerikanischen Bundesstaat Georgia haben Lehrer Dritklässlern mit folgender Aufgabe das Dividieren schmackhaft machen wollen: "Jeder Baum hat 56 Orangen. Wenn acht Sklaven sie in gleichen Teilen pflücken, wie viele pflückt dann jeder Sklave?" Da es zuvor in einer Sozialkundestunde auch um den schwarzen Ex-Sklaven und Bürgerrechtler Frederick Douglas (1818 bis 1895) ging, wurde dieser ebenfalls zu einem Rechenexempel herangezogen: "Wenn Frederick täglich zwei Schläge bekommt, wie viel Schläge bekommt er dann in einer Woche?"

   Solche Fragen kann man natürlich nicht stellen. Das wäre genauso, als würde man bei uns fragen, wie viele Jahre Hitler noch bis zum Tausendjährigen Reich gefehlt haben. Gleichwohl wollen wir mit dieser auch pädagogisch ambitionierten Kolumne Lehrkräfte zu einem fächerübergreifenden Unterricht ermuntern. Wie das aussehen kann, möchten wir an einem Beispiel aus d er höheren Mathematik verdeutlichen. Da böte sich etwa diese Frage an: "Wenn ein deutscher Bundespräsident in einem Fernsehinterview vor Millionen Menschen sagt, dass seine Anwälte am nächsten Tag die 400 Antworten auf 400 Fragen ins Internet stellen werden, und dies dann nicht geschieht, weil er vergisst, seine Anwälte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden, hat er dann so viele Schläge verdient, wie sie ein amerikanischer Sklave völlig zu Unrecht bekam?"

   Auch bei dummen Fragen wollen wir Ihnen, liebe Leser, keine Antwort schuldig bleiben. Die Antwort zur Frage eins lautet:Jeder Sklave muss sieben Orangen pflücken, dann ist der Baum leer. Die Antwort zur Frage zwei lautet: Frederick bekommt vierzehn Schläge die Woche. Die Antwort auf Frage drei lautet: Hitler haben noch 988 Jahre bis zum Tausendjährigen Reich gefehlt. Die Antwort auf die zuletzt gestellte Frage lautet: Ja.