
Auf
die opulente Völlerei zum Jahresausklang folgen traditionell
die Tage der Wahrheit. Das eigene Girokonto schrumpt, die Kinder
arbeitsloser Eltern hören auf zu wachsen. Und Deutschlands Lieblingsvollweib
Christine Neubauer gesteht endlich dem Kulturressort (!) des
"Stern", sie sei früher ein "Diät-Junkie"
gewesen, gefangen "im endlosen Kreisen um den eigenen Körper",
immer auf der Suche nach der Traumfigur. Jetzt aber habe sie
Gott sei Dank eine gefunden, liest man nicht ohne Neid. Die
Traumfigur hört auf den Namen José, sei durchtrainiert, habe
funkelnde Augen, Goldkettchen und üppiges schwarzes Haar. Singen
könne José auch. Und Gitarre spielen. Allein beim Gedanken daran
gerät man ins Schwitzen. Hossa!
Man
hätte gern weitergeblättert, aber mit den bratwurstdicken Fingern
geht da schon lange nicht mehr. Ach, die purzelunwilligen Kilos.
Mit letztes Kraft versucht man sich aus dem durchgesessenen
Sofa zu wuppen, während die Hosennähte lauter aufjaulen als
Neubauers neue Schmusegitarre und Orkantief Andrea zusammen.
Deprimiert steht dann das Moppel-Ich vor dem Spiegel - und findet
sich bis zur Kenntlichkeit entstellt. Das Gesicht glänzt wie
ein ranziges Käsefondue-Rest. Zwischen den Speckrollen blinzeln
eingeklemmte Zimtsterne und Rotkohlstreifen. Wo einst zierliche
Zehen allmorgendlich freudig winkend die Welt begrüssten, drücken
nun tumbe, schrundige Hufe aus den Pantoffeln. Der Body-Mass-Index
übertrifft erstmalig das Bruttosozialprodukt Albaniens. Es drohen
Diabetes, Rentenkürzung, Kugelblitze im Dschungelcamp oder,
noch viel schlimmer, die alternativlose Umsetzung eines guten
Vorsatzes keine Beaujolais mehr vor dem Frühstück. Oder erfolgreiches
Abnehmen. Aber wie?
Zum Glück gibt
es unser Magazin, das bewährte kalorienreduzierte Wohlfühlmagazin
mit den angesagtesten Fettweg-Tipps für die kommenden Wochen.
So empfiehlt unser Team aus erfahrenen Diät-Junkies und Sofakartoffeln
die Rössler-Diät. Beim galliggelben Heilfasten muss man aber
tapfer sein: Täglich heisse Luft, fettarmen Koalitionsquark
(unter drei Prozent) und dazu frisches Generalsekretärsgemüse
- mehr gibt's nicht auf den Teller. Das macht rote Apfelbäckchen
und wirkt herrlich abführend. In einem Jahr speckt man so mindestens
5000 Mitglieder ab und fühlt sich liberaler als um die Hüften
denn je. Allerdings warnen nordkoeranische Hungerwissenschaftler
vor dem Jong-Jong-Effekt. Fastenorgien ohne ärztliche Aufsicht
können zu atomaren Flatulenzen und zum Anstieg des Meeresspiegels
durch ausgiebiges Weinen führen.
Gesünder
als solche egomanischen Crash-Diäten sei das Abnehmen in der
Gruppe (Wulff-Kur), die auf einer bewussten Fettzufuhr bei rhytmischer
Bewegung in aller Öffentlichkeit basiert. Wochenlang gönnt man
sich nur dünne Scheiben von der ganzen Informationssalami, windet
sich wie ein Aal im Mediensud und scheidet giftige Schlacken
auf fremden Anrufbeantwortern aus. Eine Rosskur, die zugegebenermassen
nicht jeder aushält. Doch mit ein wenig Glück sind Sie nach
diesem endlosen Kreisen um die eigene Albtraumfigur bald so
schlank wie ein knackiger José. Oder noch besser: Unsichtbar.
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