Jeder zehnte Arbeitsnehmer
in Deutschland, hat diese Woche das Diakonische Werk Württemberg
in einer Pressemitteilung gemeldet, leidet unter einem Alkoholproblem.
Ich kann das nur unterstreichen. Um von meinem Arbeitsplatz
aus an den nächstgelegenden Kühlschrank zu gelangen, muss ich
zehn Meter zurücklegen und dabei zwei Türen öffnen - die Kühlschranktür
nicht mal eingerechnet. Ich meine, dass man bei dermassen erschwerten
Arbeitsbedingungen durchaus von einem Alkoholproblem sprechen
kann.

Angesichts
der derzeitigen Benzinpreise würde ich sogar behaupten, dass
das Spritproblem in Deutschland noch nie so gross war wie heute.
Habe am Mittwoch 54 Liter Jahrgangs-E-10 für 154,9 Cent den
Liter abgezapft und im Keller eingelagert. Für alle Fälle.
So,
Schluss mit mit den müden Witzen. Nicht, dass es Ihnen, liebe
Leser, noch so ergeht wie einem halben Dutzend ranghoher chinesischer
Steuerbeamter. Die Kerle sind am hellichten Tag bei einer Tagung
einfach weggenickt. Andere Kollegen wurden bei besagter Sitzung
beim Zeitunglesen erwischt. Prompt wurden die Funktionäre von
ihren Posten enthoben, was angesichts des Themas der Tagung
verständlich ist: Es ging um schlechte Arbeitsmoral, hohe Fehlzeiten
sowie um Freizeitaktivitäten am Arbeitsarbeitsplatz.
Wenn
Sie, liebe Leser, nebenher Zeitung lesen, während Sie diese
Kolumne durcharbeiten, stört mich das kaum. Nur einschlafen
sollten Sie nach Möglichkeit nicht.
Aber
kommen wir noch einmal auf das eingangs erwähnte Alkoholproblem
zurück. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gelange
ich zur Überzeugung, dass die Zahlen des Diakonischen Werks
Württemberg geschönt sein müssen. Kann es wirklich sein, dass
nur jeder zehnte Arbeitsnehmer am Arbeitsplatz ein Alkoholproblem
hat? Das würde ja heissen, das neun von zehn Arbeitsnehmer in
unmittelbarer Nähe eines prall gefüllten Kühlschranks sitzen.
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